„Erpressung ist sicherlich keine gute Basis“

Freie Apothekerschaft: Apotheken bügeln Fehler der Praxen aus

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Berlin -

Die Freie Apothekerschaft hat auf den Boykott-Aufruf der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen reagiert. Der Verein will die Diskussion „wieder auf ein sachliches Niveau“ holen, schreibt die zweite Vorsitzende, Cordula Eichhorn an den Vorstandsvorsitzenden Frank Dastych und seinen Stellvertreter Dr. Eckhard Starke. „Die Sachlage ist nämlich mitnichten so, wie Sie sie darstellen.“

Zunächst weist Eichhorn auf die wissenschaftliche Ausbildung von Apotheker:innen hin. „Auch Ihnen dürfte nicht entgangen sein, dass Apotheker ein abgeschlossenes Hochschulstudium über 5 Jahre, Schwerpunkt Pharmazie, mit drei Staatsexamen, vorweisen müssen.“ Auch während des Berufslebens ruhten sich Approbierte nicht aus und bildete sich permanent weiter.

Auch für die kritisierte neue Pharmazeutische Dienstleistung (pDL) Medikationsanalyse, für die 90 Euro abgerechnet werden können, drücke man nicht einfach „Knöpfchen am Computer“, heißt es in dem Schreiben weiter. Um den Service anbieten und abrechnen zu können, müsse eine Weiterbildung vorgewiesen werden. Im Anschluss schildert die Apothekerin den Ablauf der speziellen Beratung. Die Erfahrung zeige, dass sich bei der Nachfrage nach Produkten der Selbstmedikation und ob der Patient wisse, wofür er welches Arzneimittel einnehme, bereits „viele Probleme ergeben“.

AMTS als Mehrwert

Das eigenmächtige Absetzen, falsche Einnahmeroutinen oder fehlerhafte Kombinationen sowie Verordnungen verschiedener Praxen seien einige Beispiele. „Der Fantasie für Fehlerquellen ist hier keine Grenze gesetzt. Bereits hier bringt das Gespräch mit einem qualifizierten Apotheker einen großen Mehrwert für die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) und kein Arzt muss befürchten, dass seitens der Apotheke seine Therapie infrage gestellt wird.“ Nicht jeder Arzt habe im Alltagsgeschäft alle Interaktionen auf dem Schirm oder kenne alle Verordnungen, die durch Kolleg:innen erfolgt seien. „Aber ein prüfendes Auge kann solche Dinge ausfindig machen“, betont sie.

Die Anmerkung solle nicht als persönliche Kritik gegenüber dem behandelnden Arzt verstanden werden, betont Eichhorn. „Dies bildet einfach die Realität ab! Nicht umsonst kommen in NRW und anderen Bundesländern Stationsapotheker in Krankenhäusern zum Einsatz, die den Ärzten bei der medikamentösen Therapie beratend zur Seite stehen.“ Aus den Problemen, die sich arzneimittelbezogen ergäben, erarbeite die Apotheker:in Alternativvorschläge, die die verantwortliche Ärzt:in in die weitere Therapie einfließen lassen könne. „Die Therapiehoheit bleibt zu jeder Zeit beim Arzt! Dadurch können auch Kosten im Budget des Arztes gesenkt werden, was von vielen Ärztekollegen immer positiv bewertet wurde.“

Lächerliches Fehlerzählen

Dann verweist die Freie Apothekerschaft noch auf den Aufwand: „Das ganze Prozedere ist mit entsprechenden Protokollen zu dokumentieren und umfasst mehrere Stunden, ob eine Honorierung mit 90 Euro dafür angemessen ist, sollte überhaupt nicht zur Diskussion stehen.“ Statt in „Wild-West-Manier einen Rundumschlag gegen Apotheken zu starten, sollten wir doch alle zusammen dafür Sorge tragen, dass die AMTS gewährleistet ist und zum Wohle des Patienten zusammenarbeiten und nicht gegeneinander.“ Der Aufruf, die Fehler von Apotheken zu sammeln sei in diesem Zusammenhang „außerdem mehr als lächerlich, denn jede Apotheke bügelt tagtäglich eine Vielzahl von Fehlern aus, die in den Praxen passieren“.

Bevor zu verschiedenen Boykott-Maßnahmen aufgerufen werde, solle sich die KV zunächst gründlich über die pDL informieren. „Erpressung ist sicherlich keine gute Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit im Sinne des Patientenwohls. Ihnen als Vertreter der hessischen Ärzteschaft sollte auch klar sein, dass Sie mit Ihrem Aufruf, Rezepte zu sammeln und an wohlgesonnene Apotheken weiterzuleiten gegen geltendes Recht verstoßen und ein Blick in Ihre eigene Berufsordnung §31, Abs. 2 wäre in diesem Zusammenhang sicherlich hilfreich.“

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