Kritik an Koalitionspapier

Freie Apothekerschaft: 9,50 Euro reichen nicht

, Uhr
Berlin -

Auch die Freie Apothekerschaft (FA) freut sich über die vorläufigen Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Pflege und Gesundheit“, bleibt aber skeptisch. Vor allem die Erhöhung des Fixums höre sich erst einmal gut an. Aber wie so häufig liege der Teufel im Detail.

„Wir freuen uns, dass vier unserer fünf Sofortmaßnahmen Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden haben“, so Daniela Hänel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. „Leider wird in diesem Zusammenhang weder ein Versandverbot verschreibungspflichtiger Arzneimittel erwähnt noch ein Verbot der zahlreichen Bestellplattformen für verschreibungspflichtige Arzneimittel und Cannabis.“ Damit werde der Verbraucherschutz von der Politik ignoriert.

Die in Aussicht gestellte Soforthilfe könne in einem ersten Schritt dazu führen, dass das Apothekensterben verlangsamt werde. „Die Auszahlung der Erhöhung ab Januar nächsten Jahres werden allerdings einige hundert Apotheken nicht mehr erleben.“ Seit mehr als 20 Jahren seien die Apotheken, was die Vergütung angehe, ein ums andere Mal enttäuscht worden – in der Folge seien rund 5000 Apotheken verschwunden.

Zudem vermisse man eine Perspektive, die „einen Fortbestand der Apotheken vor Ort und damit eine qualifizierte Arzneimittelversorgung der Bevölkerung für die nächsten 15 bis 20 Jahre sichert.“

Hänel verweist auf die beim Verwaltungsgericht Berlin anhängige Honorarklage sowie ein in Auftrag gegebenes Gutachten, nach dem das Fixum eigentlich schon bei 14,14 Euro liegen müsste. „Berücksichtigt man die aktuelle Inflationsrate dürfte der Betrag mittlerweile bei 15 Euro liegen.“

„Es muss also nach dieser ersten Strukturhilfe schnellstens eine dauerhafte Anpassung des Fixums erfolgen“, so Hänel. „In der Folge müssen wir so behandelt werden wie der öffentliche Dienst, denn in den meisten Apotheken werden teilweise über 80 Prozent des Umsatzes mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln erreicht. Dieser Bereich ist gesetzlich komplett reguliert, da hat die Apotheke keine Möglichkeit eines kaufmännischen Handelns.“

Keine Quersubventionierung

Im OTC-Bereich sei die von einigen Politikern aus Unkenntnis geforderte Quersubventionierung aufgrund des Markt- und Preisdrucks etwa durch ausländische Versender überhaupt nicht möglich. „Wir müssen also unser Geld in erster Linie über die Rezepte verdienen. Es kann daher nicht sein, dass wir bei den Unmengen an zu erfüllenden Gemeinwohlaufgaben und gesetzlichen Anforderungen wie Notdienst, Digitalisierung und Lieferengpass-Management noch Geld mitbringen müssen.“

Die Freie Apothekerschaft sieht besonders in der Mindestlohnerhöhung ab 2026 und den darauf folgenden Tariferhöhungen für Apothekenmitarbeiter bereits die nächste Kostenfalle, da erwartungsgemäß unter anderem der Großhandel, andere Lieferanten und Dienstleister ihre steigenden und nicht nur inflationsbedingten Kosten auf die Apotheken umlegten. Apotheken als letzte Institution in der Wertschöpfungskette hätten diese Möglichkeit im Rx-Bereich nicht.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Weiteres
Aktuell keine Beeinträchtigungen
E-Rezept: Erneut TI-Störung bei Arvato»
Probleme bei Noventi-Kunden
E-Rezept: Störung wegen Update»
Digitaler Personalausweis vorgeschrieben
Bild: „dm drangsaliert Mitarbeiter“»
Investitionspaket zur Apothekenstärkung
England: Pille danach bald kostenlos»
„Redundante Einheiten“ im Gesundheitsministerium
USA: Kennedy streicht 10.000 Stellen»
Schaden über 1,5 Millionen Euro
Paxlovid: Inhaberin und Ehemann verurteilt»