Fraktionen diskutieren Apothekenhonorar Benjamin Rohrer, 13.10.2012 11:31 Uhr
Ein Jahr vor der Bundestagswahl waren die führenden Gesundheitspolitiker
der Einladung der ABDA zum Deutschen Apothekertag (DAT) nach München
gefolgt. Professor Dr. Karl Lauterbach (SPD), Dr. Martina Bunge (Linke),
Birgitt Bender (Grüne), Gabriele Molitor (FDP) und Jens Spahn (CDU)
diskutierten unter anderem die von der Regierung geplante
Notdienstpauschale für Apotheken.
Lauterbach begrüßte das Vorgehen der Regierung: „Es gilt nicht immer, dass alles was die FDP einführt, falsch ist.“ Die Strukturkomponente sei der richtige Weg. Um gefährdeten Apotheken auf dem Land zu helfen, sprach sich Lauterbach für eine generelle Reformierung der Apothekervergütung aus. Die Beratungsleistungen müssten beispielsweise eine größere Rolle spielen.
Spahn stimmte dem SPD-Politiker zu: „Lassen Sie uns gemeinsam über andere Formen der Honorierung sprechen.“ Solche Vorschläge müssten aber aus den Reihen der Pharmazeuten kommen, so Spahn, der sich bereits vor einem Jahr für eine Reformierung ausgesprochen hatte.
Der Vorschlag von Biggi Bender, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, sorgte dagegen für etwas Aufruhr im Saal: Sie forderte, dass die Ärzte den Medikamenten-Notdienst ausführen sollten. „Die Mediziner könnten dann von den Apothekern beliefert werden“, so Bender.
Prompten Gegenwind gab es von Karin Graf, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der ABDA: Es sei nicht der richtige Weg, den Ärzten das Dispensierrecht zu geben. Auch der DAV-Vorsitzende Fritz Becker bezeichnete den Vorschlag als „völlig indiskutabel“.
Thematisiert wurde auch der Rückgang der Apothekenzahl. Spahn zeigte sich aber nicht besorgt: Zwar nehme die Zahl ab, es würden aber es sind oftmals „Szenarien gezeichnet“. Bunge hielt dagegen: „Das Herangehen ist falsch, dass Apotheken als Wirtschaftsunternehmen behandelt werden.“
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hatte bei seiner Rede auf dem DAT gesagt, dass der Staat keine Garantie für Apotheken übernehmen könne. Spahn gibt dem Minister in diesem Punkt Recht: „Wir können doch nicht garantieren, dass wenn eine Apotheke oder Arztpraxis aufmacht, dass man die auch auskömmlich betreiben kann.“
Was die Anpassung des Fixhonorars um 25 Cent betrifft, konnten sich die beiden Vertreter der Koalition nicht mit der Opposition einigen: Die FDP-Politikerin Gabriele Molitor sagte, dass beim letzten DAT noch größere Brocken vor den Apothekern gelegen hätten. Spahn stimmte ihr zu: „Das ist immerhin die erste Erhöhung seit 2004, die Alternative wäre keine Erhöhung.“
Bunge hingegen bezeichnete die Anpassung als „arg knapp“ die Proteste der Apotheker seien nachvollziehbar. Die Linke unterstütze daher den Vorschlag, das Fixhonorar regelmäßig automatisch anzupassen. Lauterbach stimmte zu und sagte, dass 25 Cent den Herausforderungen nicht gerecht würden.
Für die anstehenden Verhandlungen zum Kassenabschlag stärkten Spahn und Molitor den Apothekern den Rücken. Die FDP-Politikerin gab den Pharmazeuten auf den Weg: „Krankenkassen sind keine Sparkassen. Das Argument müsste Sie stärken in den Verhandlungen.“ Zudem sprach sich Spahn nochmals dafür aus, dass Kassen und Apotheker auf Basis von 1,75 Euro verhandeln sollten.