„Ist die Apotheke vor Ort noch gewollt?“ – diese Frage stellte Doreen Wegner, Inhaberin der Luzin-Apotheke in der Feldberger Seenlandschaft, bei einer gestrigen Veranstaltung in ihrer Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern, zu der die CDU geladen hatte. Mit dabei war jemand, der sich erst kürzlich für die Vor-Ort-Apotheke ausgesprochen hatte: Philipp Amthor.
„Es gehört zu einer meiner Lieblingsforderungen im CDU-Wahlprogramm, dass wir uns für eine Stärkung der Vor-Ort Apotheken einsetzen“, hatte Amthor vor rund einer Woche auf Instagram verlautbaren lassen. Was genau dahintersteckt und wie sich die CDU die Umsetzung vorstellt, wollte Apothekerin Wegner bei einem Unternehmertreffen, zu dem die CDU gestern geladen hatte, genauer erfahren.
Amthor und Wegner hatten sich bereits am vergangenen Montag bei einer Podiumsdiskussion der IHK in Rostock getroffen. „Da hatte er gesagt, dass wir uns am Mittwoch noch einmal sehen und dann sprechen.“ Gesagt, getan: Gestern lud die CDU lokale Unternehmerinnen und Unternehmer zu einem Treffen in kleiner Runde ein. Dort stellte Wegner dem CDU-Politiker die Frage: „Ob die Apotheke vor Ort noch gewollt ist. Und wenn ja, welche Maßnahmen Sie dann als CDU ergreifen wollen, um die Apotheke vor Ort zu stärken.“
Amthor bekräftigte erneut, dass die CDU die Vor-Ort-Apotheke stärken wolle. „Sie wissen um das Honorar, sie wollen es dynamisieren und erreichen, dass Versender nicht länger bevorteilt werden“, berichtet Wegner. Da andere Parteien oft betonten, kein Geld für die Vor-Ort-Apotheken zu haben, stellt sich für die Apothekerin eine zentrale Frage: „Wie will die CDU das bewerkstelligen? Wo soll das Geld denn herkommen?“ Auf diese Frage blieb der CDU-Politiker eine konkrete Antwort schuldig.
Am kommenden Montag werden Wegner und Amthor erneut aufeinandertreffen – diesmal bei einer großen Podiumsdiskussion mit allen Parteien bei der IHK Neubrandenburg. Weitere Apothekerinnen und Apotheker werden ebenfalls anwesend sein. „Wir stehen gut miteinander in Kontakt. Auch vom Verband kommt viel Unterstützung. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar.“
Im Vorfeld wurden konkrete Fragen eingereicht, die bei der Diskussion beantwortet werden sollen. Redezeit für die Apothekerinnen und Apotheker gibt es auch. Wegner will Klarheit: „Ich habe noch kein Bild darüber, welche konkreten Maßnahmen kommen sollen. Und ich möchte auch einfach wissen, wie das finanziert werden soll. Das wird eine der zentralen Fragen am Montag sein.“
Im Vorfeld hatte Wegner Briefe zur aktuellen Lage der Apotheken an alle Parteien verschickt. „An so gut wie jeden Bundestagsabgeordneten, der hier vor Ort unterwegs ist.“ Die Briefe waren darauf ausgerichtet, die Problematik der Apothekenversorgung – von Schließungen über Honorare bis hin zu den Auswirkungen des Versandhandels – klar darzustellen und konkrete Antworten einzufordern. Einige Politiker:innen reagierten auf ihre Schreiben – darunter das Büro von Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU). Zwar stehe die Stärkung der Apotheke vor Ort auf dem Plan. „Bei einem Versenderverbot gehen sie natürlich nicht mit. Aber Sie würden dafür sorgen, dass man mit gleichen Speerspitzen spielt.“
Und bei denen, die es bislang nicht taten, bleibt Wegner hartnäckig: „Wenn ich nicht sofort eine Antwort bekommen habe, dann habe ich gedacht, okay, dann kriegt ihr das eben wöchentlich von mir.“ Diese Haltung sei für sie unabdinglich, um die Apotheken vor Ort in den Fokus der politischen Diskussionen zu rücken.
Die Apothekerin will an ihre Kolleginnen und Kollegen appellieren, sich diesem Engagement anzuschließen und ebenfalls aktiv zu werden. „Jeder kann einen individuellen Brief schreiben. Dazu ist ja jeder in der Lage. Jeder weiß um seine Probleme, die kann man platzieren, und dann sucht man sich die Abgeordneten raus.“
Dabei betont sie, dass es nicht nur darum geht, die Probleme der eigenen Apotheke zu schildern, sondern auch die übergeordneten Herausforderungen der Branche und der Gesundheitsversorgung allgemein anzusprechen. „Es geht nicht nur um Apotheken – es geht um die gesamte medizinische Versorgung der Bevölkerung.“ Sie unterstreicht, dass die Schreiben sowohl sachlich fundiert als auch emotional sein dürfen, um die Dringlichkeit der Lage zu verdeutlichen: „Man schreibt mit Herzblut sein Anliegen da rein, die Fakten sind ja da.“
Neben den Briefen sieht die Apothekerin auch die direkte Ansprache von Abgeordneten bei öffentlichen Veranstaltungen, wie Podiumsdiskussionen, als wichtige Ergänzung. „Es gibt überall irgendwelche Podiumsdiskussionen, mit Sicherheit.“ Sie ruft dazu auf, die Möglichkeiten des Wahlkampfs zu nutzen, um politische Vertreter gezielt mit den Problemen der Apothekenbranche zu konfrontieren. „Die machen alle Wahlkampf, das müssen wir nutzen.“