Fortbildungspflicht

„Es sind immer dieselben Kollegen“

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Berlin -

Mecklenburg-Vorpommern macht ernst: Die Kammer führt eine Fortbildungspflicht für ihre Mitglieder ein. Während das Thema anderenorts seit Jahren immer wieder diskutiert und dann in die Ausschüsse verwiesen wird, werden die 1400 Kollegen im Nordosten nun tatsächlich verpflichtet, ihr Wissen auf dem aktuellen Stand zu halten. Petra Verhoeven aus dem Vorstand der Kammer erklärt, warum sie keine Zweifel am Gelingen hat.

Ja, es habe auch kritische Stimmen gegeben, räumt Verhoeven ein. Kollegen, die sich bevormundet fühlen oder argumentieren, sie bildeten sich ohne Aufforderung regelmäßig fort. Aber Verhoeven sieht die Sache pragmatisch: „Unser Beruf muss über aktuelles Wissen verfügen, wenn der Patient am HV-Tisch steht. Wir sind doch ein guter Beruf, und das müssen wir jederzeit zeigen.“

Bei den Ärzten gebe es eine Fortbildungspflicht seit Jahren, bei den Apothekern stehe sie zwar in der Berufsordnung, aber keine müsse die Teilnahme nachweisen. Die Rekordzahlen, die die ABDA jedes Jahr verkündet, sind aus ihrer Sicht nicht repräsentativ: „Es sind immer dieselben Kollegen, die man auf den Veranstaltungen trifft. Andere sieht man nie.“

Verhoeven hat Verständnis, dass es gerade in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern mitunter schwierig sei, die weiten Anfahrtswege für eine Fortbildungsveranstaltung auf sich zu nehmen. Aber: „Unsere Kammer bietet beispielsweise auch Webinare an, sodass jeder die Möglichkeit hat, seiner Verpflichtung nachzukommen.“

Die 16 Punkte, die zum Nachweis gefordert werden, sieht Verhoeven nicht als große Herausforderung: „Für das Fortbildungszertifikat werden 150 Punkte in drei Jahren gefordert. Da ist unsere Mindestanforderung vergleichsweise gering, zumal man alle möglichen Formate mit anrechnen lassen kann.“ Alleine der jährliche Fortbildungstag bringe acht Punkte, sodass man mit einer Veranstaltung die Hälfte der geforderten Punkte eingesammelt werden könne.

Über ein Negativszenario macht sie sich keine Gedanken: Wenn tatsächlich Kollegen daran scheiterten, dass die Angebote nicht erreichbar oder ausgebucht waren, werde man als Kammer diese unter Umständen auch noch einmal wiederholen. Und auch für PTA werde man sicher noch eine Lösung finden – wobei diese nach ihrer Erfahrung ohnehin recht fortbildungsfreudig seien.

Dass die Fortbildungspflicht ausgerechnet in Mecklenburg-Vorpommern als erstem Kammerbezirk eingeführt wird, führt Verhoeven augenzwinkernd auch auf die norddeutsche Mentalität zurück. „Meiner Meinung nach haben wir gezeigt, dass wir die fortschrittlichste Kammerversammlung in Deutschland haben.“ Auch viele Kollegen fänden das Projekt gut, was sie besonders gefreut habe.

Verhoeven findet es selbstverständlich, dass die Apotheker „in Vorleistung“ gehen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass irgendwann wegen eines Problems eine Debatte über den fehlenden Fortbildungswillen des Berufsstands hochkommt. Wenn man unverzichtbar sein will, dann muss man seinen Wert auch nachweisen.“ Ohne Mitwirken der Basis, gibt Verhoeven zu, laufe früher oder später auch die Standespolitik ins Leere.

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