Diese Noten bekommen Apotheken Patrick Hollstein, 09.03.2017 07:58 Uhr
Welchen Stand haben die Apotheken im Land? Die AOK Baden-Württemberg wollte es genau wissen und hat eine Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben. Fazit: Die meisten Verbraucher, die regelmäßig verschreibungspflichtige Medikamente benötigen, sind zufrieden. Jeder Zweite würde Landapotheken sogar finanziell unterstützen. Doch es gibt Unterschiede von Kasse zu Kasse.
Zur Zufriedenheit mit der Arzneimittelversorgung befragt, vergaben 20 Prozent die Note „sehr gut“, weitere 47 Prozent die Note „gut“. Bei 24 Prozent lautete das Ergebnis „befriedigend“, bei 6 Prozent „genügend“. „Mangelhaft“ kam von 2 Prozent, „ungenügend“ von 1 Prozent der Teilnehmer. Besonders unzufrieden waren Versicherte der TK und der Knappschaft, hier ist jeder Siebte beziehunsweise Zehnte unzufrieden. Barmer- und Privatversicherte weisen die wenigsten Nörgler auf: Hier ist nur jeder 19. Versicherte enttäuscht.
Bis zur nächsten Apotheke benötigen 56 Prozent der Teilnehmer weniger als 5 Minuten, weitere 27 Prozent bis zu zehn Minuten. Bis zu 15 Minuten ist die nächste Apotheke bei 10 Prozent entfernt, mehr als 15 Minuten bei 6 Prozent. Vor allem ältere Menschen und Bewohner auf dem Land waren von längeren Anfahrzeiten betroffen.
Bei 81 Prozent der Teilnehmer war 2016 mindestens einmal ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel nicht vorrätig und musste erst bestellt werden. 72 Prozent von ihnen konnten das Medikament noch am gleichen Tag abholen, weitere 27 Prozent am nächsten Tag.
Dass verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht verfügbar sind, ist keine Seltenheit: 40 Prozent der Kunden wurde mindestens einmal ein Ersatzarzneimittel angeboten. 78 Prozent von ihnen gaben an, in der Apotheke zur Umstellung beraten worden zu sein, 96 Prozent von ihnen fühlten sich gut zum Austauschpräparat informiert.
Bei 11 Prozent der Befragten musste der Arzt im vergangenen Jahr sogar ein neues Rezept ausstellen, weil weder das verordnete Medikament noch ein Austauschpräparat zur Verfügung standen. Den konkreten Namen des Produkts nennen konnten nur 43 Prozent der Befragten. Die Hintergründe bleiben für die Verbraucher oft unklar: Nur 68 Prozent der betroffenen Teilnehmer erhielten in der Apotheke Informationen zu den Gründen für die Nichtlieferbarkeit. Genannt wurden unter anderem Marktrücknahmen (40 Prozent), Erstattungsausschlüsse (25 Prozent) und Lieferengpässe des Herstellers (11 Prozent).
Unter verschiedenen Apotheken auswählen zu können, ist für 45 Prozent der Teilnehmer wichtig oder sehr wichtig. Schon einmal ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel bei einer Versandapotheke bestellt haben aber nur 9 Prozent der Teilnehmer, darunter tendenziell häufiger Kassen- als Privatpatienten, Chroniker mit mehr als neun Rezepten pro Jahr sowie Menschen, bei denen die nächste Apotheke weiter entfernt ist. Die Altersgruppe 50 bis 70 Jahre ist überproportional vertreten, genauso wie Versicherte von IKK, TK, KKH und Knappschaft. Selten bestellen die Umfrageteilnehmer der Barmer im Netz.
Mögliche Gründe, warum Verbraucher Medikamente im Internet bestellen oder bestellen würden, sind die schlechte Erreichbarkeit einer Apotheke vor Ort (53 Prozent), günstigere Preise (46 Prozent), unbeschränkte Öffnungszeiten (28 Prozent), Bequemlichkeit (23 Prozent) und Anonymität (15 Prozent). Einsparungen wurden häufiger von jüngeren Teilnehmern und solchen, die bereits im Versandhandel bestellen, genannt.
Überraschend: 27 Prozent der Teilnehmer wären auf jeden Fall bereit, in einer Apotheke vor Ort einen etwas höheren Preis zu bezahlen, wenn in einem ländlichen Gebiet ein Arzneimittel benötigen. 33 Prozent wären eventuell bereit, 39 Prozent dagegen – hier vor allem ältere Menschen und Kunden aus dem Versandhandel.
Größer sind die Vorbehalte, einen etwas höheren Krankenkassenbeitrag zu zahlen, um die Apotheken in ländlichen Gebieten zu stützen: 15 Prozent wären auf jeden Fall dafür, weitere 32 Prozent eventuell. Auf keinen Fall mehr bezahlen würden 52 Prozent der Teilnehmer.
Im Auftrag der AOK hatte Forsa zwischen dem 27. Januar und dem 14. Februar 2000 Personen, die älter als 20 Jahre waren und regelmäßig Rx-Medikamente benötigen, telefonisch befragt. 19 Prozent der Teilnehmer haben nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr bis zu vier Rezepte eingelöst, 29 bis zu acht, 24 bis zu zwölf und sieben bis zu 16. Mehr Rezepte hatten 17 Prozent.