Kreativer Protest für mehr Geld: Die Apotheker in Deutschland sind mit der Honoraranpassung und der geplanten Notdienstpauschale nicht zufrieden. Videothekerin Ann-Katrin Kossendey und viele ihrer Kollegen in Nordrhein-Westfalen (NRW) und Niedersachsen schränken heute erneut den Betrieb ein. „Wir machen nur die Grundversorgung“, sagt Kossendey. In den beiden Bundesländern sind mehr als 250 Apotheken zum Protest aufgerufen.
Mit den Aktionen wollen die Apotheker nicht nur Verständnis bei ihren Kunden erzeugen. Der Protest richtet sich ganz klar an die Politik: „Wir sind mit der Erhöhung um 25 Cent überhaupt nicht einverstanden, das reicht vorne und hinten nicht“, sagt Apothekerin Dr. Gabriele Röscheisen-Pfeifer aus Oldenburg. Die Aktionen laufen unter dem Motto „Pflaster drauf und gut?!“.
Mit dem Protest soll die Unterschriftenübergabe der Apotheker durch die niedersächsische Kammerpräsidentin Magdalene Linz an Gesundheitsministerin Aygül Özkan (CDU) am Abend unterstützt werden. Die Kammer sowie die Verbände und Kammern aus Nordrhein-Westfalen hatten alle Apothekeninhaber und -mitarbeiter aufgefordert, ihre Unterschrift für eine deutlichere Anpassung des Honorars abzugeben. In NRW gibt es noch keinen Termin für die Übergabe.
Der Protest ist vielfältig. Manche Apotheker wie im Bezirk Neuss/Kaarst in NRW werden am Vormittag nur über die Notdienstklappe Medikamente abgeben. Andere haben die Handverkaufstische komplett abgeräumt, Teile der Apotheke mit rot-weißem Absperrband abgeschirmt oder Flyer an Wäscheleinen in der Offizin hängen.
Viele Mitarbeiter tragen heute statt der gewohnten weißen Kittel schwarze Kleidung. In den Apotheken gibt es Kaffee, Tee oder sogar Kuchen. Die Angestellten verteilen Flyer und informieren die Patienten. Kossendey ist von dem Zusammenhalt begeistert: „Das ist sensationell, dass so viele mitmachen“, sagt sie.
Bei den Patienten kommt die ungewöhnliche Dekoration gut an. „Bis jetzt haben wir nur Zuspruch bekommen“, sagt Röscheisen-Pfeifer. Sie habe heute Notdienst und werde ihre Kunden die ganze Nacht über die Honorarsituation informieren. Kossendey setzt auch weiter auf „Die Patienten wussten vorher nichts über das Honorar und sie waren entsetzt, als wir sie informierten.“
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