FIP-Kongress

Mehr Patient im Pharmaziestudium Julia Pradel, 29.09.2015 13:52 Uhr

Düsseldorf - 

Wie können und müssen sich Apotheker in Deutschland auf die Zukunft vorbereiten? Das ist eine der zentralen Fragen eines Symposiums zum deutschen Apothekenwesen beim FIP-Kongress in Düsseldorf. Die Professoren setzen vor allem auf interdisziplinäre Zusammenarbeit und Patientenorientierung.

Professor Dr. Ulrich Jaehde von der Universität Bonn sieht die Arzneimitteltherapiesicherheit als interprofessionelle Herausforderung. Die Apotheken wollten das Medikationsmanagement als pharmazeutische Leistung entwickeln. Dafür muss allerdings die Ausbildung angepasst werden. Zwar gebe es das Fach Klinische Pharmazie – allerdings erst vergleichsweise spät im Studium.

Jaehde schlägt daher vor, die patientenorientierte Pharmazie schon früh in den Lehrplan aufzunehmen. In Bonn beispielsweise würden bereits im ersten Semester Patientenakten analysiert. Die Studenten müssten Medikationsprobleme identifizieren und Empfehlungen abgeben. Später würden Patienten zusammen mit ihren Apothekern an die Hochschule kommen und ihre Fälle schildern. Abschließend gehen die Studenten für eine Woche an die Uniklinik und analysieren gemeinsam mit Ärzten „echte“ Fälle.

Die zukünftigen Themen sind Jaehde zufolge die Arzneimitteltherapiesicherheit, das Medikationsmanagement, die personalisierte Pharmakotherapie und die evidenzbasierte Pharmazie, besonders mit Blick auf OTC-Präparate. Diese Themen würden auch in der DPhG-Agenda genannt.

Gebraucht werden aus Jaehdes Sicht verschiedene Änderungen, etwa Standards für die Klinische Pharmazie und eine schnellere Integration von neuen Inhalten im Curriculum. Die patientenorientierte Pharmazie sollte Jaehdes Meinung nach in jedem Bereich mehr Anerkennung bekommen: früh im Studium, als Training zum Medikationsmanagement im Praktischen Jahr und in Form von berufsbegleitenden Fortbildungen.

Für Professor Dr. Dieter Steinhilber von der Goethe-Universität in Frankfurt muss das Pharmaziestudium angepasst werden. Das System porträtierte er als Kompromiss zwischen den verschiedenen Interessen von Offizinapothekern, Industrie und Wissenschaft. Das Studium biete die Basis für verschiedene Spezialisierungen.

Eine Perspektive zur Weiterentwicklung des Studiums stelle die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) mit ihrer Agenda 2020 bereit. Einige Fächer sollten demnach modernisiert werden, etwa die Pharmazeutische Biologie hin zu Biotechnologie, die Pharmazeutische Chemie um molekulare Aspekte der Biotransformation oder in der Pharmazeutischen Technologie neue Methoden zur Formulierung.

Daneben setzt Steinhilber auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Aus seiner Sicht sollten Medizin- und Pharmaziestudenten bereits an der Uni gemeinsam optimale Arzneimitteltherapien für die Patienten entwickeln.