Peña: Ethische Standards für Apotheker APOTHEKE ADHOC, 29.09.2015 18:16 Uhr
Apotheker müssen dafür sorgen, dass ihr Beruf auch in Zukunft seine Relevanz behält. Das forderte die Präsidentin des internationalen Apothekerverbands (FIP), Dr. Carmen Peña, bei der Eröffnung des Verbandskongresses in Düsseldorf. Außerdem sollen die Apotheker fähig bleiben, effektiv auf aktuelle und zukünftige Bedürfnisse der Gesellschaft zu reagieren. Um das zu erreichen, schlägt sie einen „Zwei mal Zwei“-Plan vor.
Dieser Plan sieht vor, zwei Handlungsansätze jeweils auf individueller sowie kollektiver Ebene zu kombinieren. Erster Schwerpunkt sei dabei die persönliche Weiterentwicklung; der zweite Fokus liege darauf, die Interessen des Berufsstandes zu verteidigen.
Die Tätigkeiten der Apotheker sollten sich laut Peña auf drei Bereiche konzentrieren: Menschen, Dienstleistungen und Nachhaltigkeit. Patienten forderten bezüglich ihrer Arzneimitteltherapie heute individuelle Aufmerksamkeit ein. Zugleich solle der Berufsstand auch die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberuflern vertiefen. Nicht zuletzt betreffe der Punkt „Menschen“ die Apotheker selbst. Einstellungen und Verhaltensweisen von Apothekern sollten ethischen und professionellen Standards folgen, fordert Peña.
Dazu hat der FIP im vergangenen Jahr in Bangkok einen Eid beschlossen. Der Apotheker gelobt, der Menschheit zu dienen und die Ideale und Verpflichtungen des Berufes zu erfüllen. Darin enthalten ist zudem die Verpflichtung, die eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen. Nachdem FIP-Generalsekretär Luc Besançon den Eid vorgelesen hatten, erklärten die anwesenden Apotheker einstimmig: „I take the oath.“
Im Bereich der öffentlichen Gesundheit spielten insbesondere öffentliche Apotheken eine immer wichtigere Rolle in der Krankheitsprävention, so die FIP-Präsidentin. Auch in großen Krisen wie etwa dem Ebola-Ausbruch hätten Apotheker gezeigt, dass sie für die Förderung öffentlicher Gesundheit entscheidend seien.
In der neuen, klinisch ausgerichteten Pharmazie kämen zur Abgabe von Medikamenten weitere gesundheitsbezogene Dienste am Patienten hinzu, sagte Peña zu ihren Kollegen – und war damit bei den Dienstleistungen und dem zweiten Kernpunkt. In einem neuen FIP-Bericht werde zusammengefasst, welche Vergütungsmodelle in den Mitgliedstaaten für diese Dienstleistungen derzeit bestehen. Peña fordert mehr Studien, um den Nutzen klinischer Pharmazie wissenschaftlich belegen zu können.
Zum dritten Aspekt, der Nachhaltigkeit, sagt Pena: „Alle Entwicklungen in der Pharmazie sollten nicht nur der Gesellschaft zugute kommen, sondern einen bleibenden Beitrag leisten.“ So müsse es zu jedem Medikament auch einen Apotheker geben, der seinen verantwortungsvollen Einsatz überwache. Zugleich müsse die Apothekerschaft auch die Umwelt berücksichtigen, insbesondere bei der Medikamentenherstellung, -verteilung und -entsorgung. „Der FIP-Kongress ist ein exzellentes Netzwerk und ein großer Think Tank, um den Weg zu einer patientenorientierten Pharmazie zu gestalten“, so Peña.
Außerdem betonte sie in ihrer Rede die besondere Rolle der Frauen in der Gesundheitsversorgung: „Normalerweise stellen sie den Fürsorgeerbringer dar. Sie lehren ihren Kindern Hygiene und Gesundheit. Meist suchen sie im Namen ihrer Familie die Apotheken auf.“ Aber an vielen Orten der Welt bedeute auch heute noch eine geschlechtliche Ungleichheit bei der Ausbildung, dass Frauen nicht ermöglicht werde, das Beste für die Gesundheit derjenigen zu tun, um die sie sich kümmerten. „Frauen sollten als sehr wichtige Partner beim Erreichen vom verantwortungsvollen Gebrauch von Medikamenten in Erwägung gezogen werden“, forderte Peña.
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt begrüßte die Apotheker aus mehr als 100 Ländern in Düsseldorf. Es sei ihm eine Ehre und eine große Freude, Gastgeber dieses Kongresses zu sein. Er lud die Apotheker auch auf die Expopharm ein, die zeitgleich in der Messe stattfindet. Kurz ging Schmidt auch auf den Wunsch der deutschen Apothekerschaft ein, mit dem Medikationsmanagement eine größere Rolle im hiesigen Gesundheitswesen zu erlangen. Das sei eine der zentralen Aussagen des Perspektivpapiers „Apotheke 2030“.
Gesundheitsstaatssekretär Lutz Stroppe hatte kurzfristig abgesagt. Er hatte eigentlich auch ein Grußwort sprechen sollen, musste aber in Berlin bleiben, um Lösungen für die Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge zu diskutieren. Schmidt bat die FIP-Teilnehmer im Namen des Staatssekretärs um Verständnis für die besondere Situation.