Kommentar

Feuchter Händedruck

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Die AOK, ihre Vertragspartner und die Politik feiern die Generika-Rabattverträge als Erfolg. Wieder einmal wird vom Aufbrechen verkrusteter Strukturen gesprochen; mittlerweile werden Milliardeneinsparungen für Kassen und Verbraucher in Aussicht gestellt. Mehr als einen feuchten Händedruck können die Apotheken, bei denen die gesamte Last der differenzierten Lagerhaltung aufläuft, trotz Sympathiebekundung der Verantwortlichen nicht erwarten.

Wie AOK-Verhandler Dr. Christopher Hermann erkennen zwar alle Entscheider an, was täglich in den Apotheken geleistet wird. Doch auf ein offenes Ohr oder eine Beteiligung an den Planungen hoffen Deutschlands Pharmazeuten ohne Erfolg. Zu erfolgreich geben sich die Verhandler, um sich von den Niederungen des Alltags ausbremsen zu lassen.

Im Gesundheitsministerium sieht man es als vertretbar, dass Ärzte und Apotheker sich in Zukunft mit einem halben Dutzend unterschiedlicher Vertragsmodelle herumschlagen; dies sei eben der Preis der erzielten Effizienzsteigerung. Warum diesen ausgerechnet diejenigen zahlen müssen, die weder profitieren noch mitsprechen dürfen, gehört zur neuen Logik des Vertragswesens.

Die Friedenspflicht soll nicht verlängert werden; stattdessen will die AOK gegen Verweigerer auf der Seite der Apotheker vorgehen. Dass diese nur deswegen den Frust der Patienten zu spüren bekommen, weil die Verhandlungsführer ein Vertragswerk abgeliefert haben, das den Betroffenen keinen Handlungsspielraum lässt, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Auch fachliche Anmerkungen verhallen im Rabatt-Getöse.

Angesichts des Maßes an geliehener Macht verwundert es kaum, dass sich auch so manch einer der Vertragspartner zur Zeit der Branche sichtlich überlegen fühlt: Der deutsche Teva-Geschäftsführer Michael Ewers gab zu bedenken, dass man nicht mehr zur Routine zurückkehren könne, ohne einen Rückfall der Beteiligten in die alten Strukturen und Dynamiken zu erleiden. Bereits jetzt würden Ärzte und Apotheken von den bisherigen Marktführern überredet, dort zu bleiben, wo sie jahrelang gut aufgehoben waren. Ewers sollte aufpassen, wem er den Arm abbeißt, bevor er den Stuhl, auf dem er derzeit thront, wieder verliert.

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