Hoffnung auf BaWü im Bundesrat

Fest hinter Apotheken: Manne Lucha „macht, was er kann“ Laura Schulz, 30.07.2024 13:12 Uhr

Zu Besuch bei Apotheker Florian Becker und Martin Buck (rechts): Petra Krebs und Manne Lucha von den Grünen. Foto: Beckersche-Apotheke Bad Waldsee
Berlin - 

Während seiner Sommertour schaute Grünen-Politiker Manne Lucha (Grüne) am Montag zusammen mit Partei-Kollegin Petra Krebs in der Beckerschen-Apotheke in Bad Waldsee vorbei. Der Landesgesundheitsminister kennt die Apothekenlandschaft; in dem etwa 90-minütigen Gespräch konnte es daher bezüglich der Apothekenreform in die Tiefe gehen. Baden-Württemberg stehe nach Luchas Bekunden fest hinter den Apotheken.

„Zustande gekommen ist der Besuch über die Aktion ‚Wir müssen reden‘, die der LAV initiiert hat“, so Florian Becker, der zudem Vizepräsident des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV) ist. Unterstützung bekam der Inhaber von Kollege Martin Buck aus der Bad Saulgauer Vital-Apotheke. Eingeladen habe Becker bereits im April oder Mai, die Terminfindung mit Lucha sei jedoch etwas schwierig gewesen. Während der Sommertour hat es nun endlich gepasst.

„Die Länder sehen, was sie an ihren Apotheken haben“, so Beckers Fazit nach dem Besuch des Gesundheitspolitikers. „Auch Baden-Württemberg steht voll hinter den Apotheken.“ Lucha habe das klar gesagt. „Er ist da auf unserer Linie“ – das betreffe auch das Honorar. So habe sich Lucha im Gespräch mit den beiden Inhabern für eine „Sicherstellungspauschale“ ausgesprochen. „Das Land lehnt auch klar die Pseudo-Apotheken ohne Approbierte ab“, nimmt der Apotheker aus dem Besuch mit. „Lucha hat zugesichert, dass er macht, was er auf Landesebene unternehmen kann“, so Becker.

Lucha genervt von Lauterbachs Salami-Taktik

Lucha war schon oft in Apotheken zu Gast, weshalb die beiden Pharmazeuten thematisch in die Tiefe gehen konnten. So klärten die beiden Lucha darüber auf, was die neuen Honorar-Umverteilungspläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für die Apotheken bedeuten würden. „Er war genervt über Lauterbachs Salami-Taktik, dass immer scheibchenweise etwas dazukommt“, so Becker über Luchas Meinung.

„Wir haben ebenfalls über das Thema Telepharmazie gesprochen, wie Lauterbach sich das vorstellt. Das ist in der Praxis nicht umsetzbar“, erklärt Becker. Auch zur Umsetzbarkeit der PTA-Vertretung sprachen die beiden Apotheker mit Lucha und Krebs. „Ich habe hervorragende PTA, die einen super Job machen. Sie wollen diese Verantwortung aber nicht übernehmen“, stellt der Inhaber klar. PTA seien zudem nicht so leicht zu finden, wie Lauterbach offenbar meint.

Nachdem sich Lucha so klar mit den Apotheken auf einer Linie gezeigt hatte, hofft Becker nun, „dass Baden-Württemberg da alles tut, was es kann im Bundesrat“, um das drohende Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) in seiner aktuellen Form zu verhindern.

LAV-Chefin Tatjana Zambo hatte im Rahmen der Kampagne, die das Vorbild für die deutschlandweite Abda-Maßnahme bildet, ebenfalls politischen Besuch: Sie begrüßte zusammen mit anderen mittelbadischen Apotheker:innen den CDU-Bundestagsabgeordneten Kai Whittaker in der Apotheke. Thema war auch hier das geplante ApoRG. „Für uns Apotheker steht die Existenz auf dem Spiel“, warnte Zambo im Gespräch. Weniger Präsenzpflicht und „eine Art Video-Aufsicht“ seien ein Irrweg: „Der Apothekeninhaber ist dann kein freier Heilberufler mehr, sondern wird zum reinen Gewerbetreibenden.“

Der CDU-Politiker findet ebenfalls wenig Gefallen an Lauterbachs Vorhaben: „Bei den Plänen von Karl Lauterbach handelt es sich nicht um eine Apothekenreform, sondern um eine Kampfansage gegen unsere Apothekerinnen und Apotheker. Apotheken dürfen nicht zu Abgabestellen ohne Fachberatung verkümmern, sondern müssen eine tragende Säule unseres Gesundheitssystems bleiben“, so Whittaker, der über den Wahlkreis Rastatt im Bundestag sitzt.

„Es braucht frisches Geld für das System, verbesserte Austauschregeln bei Lieferengpässen und Abbau von bürokratischen Hürden. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird die Apothekenreform im kommenden parlamentarischen Prozess kritisch begleiten“, wird Whittaker weiter zitiert.