Inhaber empört über „Drohbrief“

Fehlende Statistik: Amt droht Apotheker

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Berlin -

Als ob es in der Apotheke aktuell nicht stressig genug wäre: Ein Inhaber hat eine strenge Ermahnung des Landesamts für Statistik Niedersachsen (LSN) erhalten: Wenn er nicht sofort seine Daten für die Jahreserhebung Handelsstatistik (Berichtsjahr 2020) einsendet, wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen ihn eingeleitet. Der Apotheker ist fassungslos.

Die Behörde erinnert den Apotheker, dass er seiner Berichtspflicht „noch nicht im erforderlichen Umfang nachgekommen“ sei. Weil der ursprüngliche Einsendetermin bereits überschritten ist, würde der Apotheker „somit bereits ordnungswidrig handeln“, erinnert ein namenloser Vertreter aus dem Team Handel, Gastgewerbe und Dienstleistung. Dennoch werde eine letzte Frist von zwei Wochen gewährt.

In dem Ton geht es noch eine Weile weiter: Amtliche Statistiken seien bundeseinheitlich zu gesetzlich vorgeschriebenen Terminen zu erstellen. Die termingerechte und vollständige Erhebung aller Daten sei Voraussetzung für ein qualitativ hochwertiges und verlässliches amtliches Ergebnis. Und sollte der Apotheker seiner Auskunftspflicht nicht fristgerecht nachkommen, werde man ein Ermittlungsverfahren gegen ihn einleiten.

In seiner Antwort ans Landesamt bedankt sich der Apotheker für die freundliche Erinnerung – und schiebt nach, dass er es unglaublich findet, dieser Tage solche Schreiben zu verschicken. Er berichtet dem LSN von den Warteschlangen vor seiner Teststelle, von den täglich hunderten Telefonaten mit Bürger:innen, die nach Tests fragen, und Arztpraxen und Impfzentren, die nach Impfstoff fragen.

Und während ihm die Impfstofflieferung um ein Drittel gekürzt werde, ergehe der Staat sich „in Drohungen und Beschimpfungen gegenüber den Menschen, die versuchen, diesem Land bei der Überwindung nicht nur einer Gesundheits-, sondern inzwischen einer Staatskrise zu helfen. Schade!“ Selbstverständlich werde er die Statistik jetzt vorlegen, gibt aber abschließend zu Bedenken: „Staat und Verwaltung sind an den täglich über 300 sterbenden Menschen in unserem Land schuld und tun so, als sei alles in Ordnung – mit Ausnahme ordnungswidrig handelnder Dienstleister wie ich!“

Telefonisch konnte sein Anliegen beim LSN nicht aufgenommen werden, weshalb er diese lange Mail schreiben musste. Weshalb er fünf Menschen weniger geholfen habe. „Offensichtlich möchte dieser Staat nicht überleben, sondern nur der Nachwelt einmal statistische Unterlagen liefern können, warum er zu Grunde gegangen ist. Viel Erfolg dabei!“

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