Auch im ersten Halbjahr sinkt die Zahl der Apotheken rasant weiter. Seit Beginn des Jahres mussten nach Angaben der Kammern 307 Apotheken bundesweit schließen, während lediglich 24 Apotheken neu eröffnet wurden. Insgesamt verringerte sich die Zahl der Apotheken damit auf ein neues Rekordtief von rund 17.290 Apotheken in Deutschland.
Die Schließungswelle setzt sich auch im ersten Halbjahr dieses Jahres unvermindert fort: Die Zahl der Apotheken in Deutschland sank um 283 Betriebe auf den neuen Tiefstwert von 17.288. Das entspricht einem Rückgang von rund 1,6 Prozent seit Jahresanfang.
Der jahrelange Abwärtstrend beschleunigt sich weiter: Im ersten Halbjahr 2023 war die Zahl noch um 61 Apotheken weniger zurückgegangen; damals sank die Zahl der Apotheken in Deutschland um 222 Betriebe – ein Minus von 1,3 Prozent. Insgesamt mussten rund 250 Apotheken schließen, im gleichen Zeitraum gab es 28 Neueröffnungen.
In allen 17 Kammerbezirken ist die Zahl der Apotheken laut den jeweiligen Apothekerkammern in den vergangenen sechs Monaten weiter gesunken. Den stärksten Rückgang verzeichneten Bayern und Baden-Württemberg mit je 41 Betriebsstätten weniger. Am wenigsten rückläufig war die Zahl in Mecklenburg-Vorpommern, hier gab es nur eine Schließung seit Jahresbeginn.
In Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und im Saarland gab es in diesem Jahr bisher keine einzige Neueröffnung.
Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung fordern verschiedene Vertreter der Apothekerkammern und Verbände dringend Maßnahmen.
„Die Anzahl der Apotheken in Berlin ist in den letzten Jahren immer weiter gesunken und befindet sich auf einem kritisch niedrigen Niveau. Der Referentenentwurf zum Apothekenreformgesetz birgt das hohe Risiko, dass diese Strukturen – auch im Kammerbezirk – weiter geschädigt werden. Menschen brauchen ihre Apotheke vor Ort wohnortnah und mit persönlicher und fachkundiger Beratung“, erklärt Dr. Ina Lucas, Präsidentin der Apothekerkammer Berlin. Weitere Apothekenschließungen müssten mit aller Kraft verhindert und gleichzeitig Neueröffnungen und Apothekenübernahmen wieder wirtschaftlich deutlich attraktiver gemacht werden, fordert Lucas.
„Immer mehr Apotheken machen dicht, weil ihnen eine wirtschaftliche Perspektive fehlt“, warnt Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes. „Wir müssen unseren rund 160.000 Angestellten und unserem Nachwuchs endlich eine Perspektive geben – dazu muss das Apothekenhonorar schnell erhöht und an die Inflation angepasst werden!“
Auch Dr. Jan-Niklas Francke, Vorsitzender des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz, sieht den Hauptgrund für das Apothekensterben in der Unterfinanzierung der Apotheken: „Die Apotheken sind angewiesen auf faire Rahmenbedingungen der Bundespolitik. Die Apothekenvergütung ist gesetzlich festgelegt und wurde zuletzt 2013 um 3 Prozent erhöht, seitdem sind die Inflation um knapp 30 Prozent und die Kosten der Apothekenbetriebe um rund 60 Prozent gestiegen.“
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