Familienministerin besucht Neuköllner Apotheke APOTHEKE ADHOC, 09.10.2018 17:42 Uhr
Schwanger und keiner darf es erfahren? Frauen in dieser schwierigen Situation will die Bundesregierung seit vier Jahren mit einem eigenen Hilfsprogramm unter die Arme greifen. Um dafür Publicity zu schaffen, war Familienministerin Franziska Giffey (SPD) heute in der Berliner Pfauen-Apotheke und hat sich von Inhaber Joachim Stolle beraten lassen.
Zurück in ihren alten Stadtteil hat es die Familienministerin gebracht. Giffey war bis Anfang des Jahres als Bürgermeisterin des Berliner Stadtteils Neukölln, Nachfolgerin des umstrittenen, aber bundesweit bekannten SPD-Politikers Heinz Buschkowsky. Während der Norden Neuköllns in der ganzen Republik als Problemstadtteil bekannt ist, geht es jedoch in Britz beschaulicher zu. So auch bei Joachim Stolle, seines Zeichens Inhaber der Pfauen-Apotheke und stellvertretender Vorsitzender der Apothekerkammer Berlin.
Über persönliche Kontakte sei der Termin zustandegekommen, erzählt Stolle. Und so stand die Ministerin am Vormittag mit Fotograf und zwei Kamerateams im Gepäck vor der Offizin. Neben Interviews und Fototermin war für Stolle vor allem die Führung von Bedeutung. „Ich habe ihr den Backoffice-Bereich gezeigt, wie die Rezeptur funktioniert und mit ihr über Themen gesprochen, die ihr wichtig sind“, erzählt der Apotheker.
Doch nicht nur Themen, die der Ministerin wichtig sind, auch Stolle hat ihr Themen angetragen, die für die Apothekerschaft von Bedeutung sind, insbesondere die Gleichpreisigkeit. „Sie ist zwar von diesen Problemen nur am Rande tangiert, aber es war mir wichtig, dieses Thema in die Politik zu tragen, auch wenn sie keine Fachministerin ist“, erklärt er. Und bei Giffey schien er damit auf offene Ohren zu stoßen. „Sie hat durchaus Verständnis für die Sorgen der Apotheker gezeigt. Ich denke, sie schätzt die Apotheke generell als Institution im Gesundheitswesen, die vor allem lokal verortet ist.“
Eigentlicher Grund des Besuchs waren aber keine genuinen Apothekenthemen, sondern Öffentlichkeitsarbeit für „Schwangere in Not“. Durch das Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt von 2014 sollen schwangere Frauen in psychosozialer Not- und Konfliktlage notwendige Unterstützung erhalten. Zentrales Instrument des Gesetzes ist das Hilfetelefon „Schwangere in Not“. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800 40 40 020 gibt es eine vertrauliche und anonyme Erstberatung.
Wo ist da der Bezug zu Apotheken? „Das muss natürlich transportiert werden und wir als Apotheker, als niederschwellige Anlaufstelle und vertrauenswürdiger Partner, sind da prädestiniert“, erklärt Stolle. „Es spielt aber auch für uns eine große Rolle, denn Beratung von Schwangeren ist eine Kompetenz, die wir als Apotheken ausfüllen.“ Außerdem sei es „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, da etwas zu tun. Es kostet uns nichts, das zu transportieren und zeigt der Politik, dass wir Verantwortung übernehmen. Wir sind gut beraten, uns daran zu beteiligen.“
Stolle will da mit gutem Beispiel vorangehen, was aber nicht heißt, dass er damit den Rest der Branche ermahnen will. Die Apothekerschaft werde ihren Aufgaben gerecht, betont er. Und auch an der politische Vertretung hat er nicht viel auszusetzen. „Als jemand, der eine Funktion in der Kammer bekleidet, habe ich natürlich eine nähere Perspektive auf die ABDA. Ich finde schon, dass wir da viel machen und dass die Apotheker sich nicht hinter anderen Organisationen verstecken müssen. Wir sind in vielen Gebieten gut aufgestellt.“