Zollkriminalamt

Fälscher sind erschreckend unauffällig

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Arzneimittelfälschungen werden aus Sicht des Zollkriminalamtes zu einem immer größeren Problem: Allein im vergangenen Jahr seien 5,3 Millionen gefälschte Präparate sichergestellt worden, nach 350.000 im Jahr davor. „Die sichergestellten Grundstoffe zählen wir schon gar nicht mehr“, sagte Wolfgang Schmitz vom Zollkriminalamt bei einem Kongress des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA). Ein Viertel der jährlich 15.000 Ermittlungsverfahren betreffen Schmitz zufolge mittlerweile den illegalen Handel mit Arzneimitteln - Tendenz steigend.

„Und wir ermitteln keine kleinen Fälle, da geht es um organisierte Kriminalität“, sagte Schmitz. Die meisten gefälschten Produkte kämen immer noch aus dem asiatischen Raum, zum Teil werde diese Ware aber auch über die USA nach Europa eingeschleust. Um den Zollbehörden zu entgehen, verlagerten die Fälscher die Produktion sogar zum Teil nach Deutschland. „Die Täter sind erschreckend unauffällig“, sagte Schmitz zu einem Fall, bei dem in einem Frankfurter Wohnhaus ein Fälscherlabor ausgehoben wurde.

Vor allem die Professionalität der Fälscherbanden stellt die Kriminalbeamten vor große Herausforderungen: „Das sind Täterstrukturen mit bis zu 20 Mitarbeitern.“ Zu den am häufigsten gefälschten Produkten zählten längst nicht mehr nur Potenzmittel, sondern auch Schmerzmittel, Insuline, Impfstoffe oder Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Beschwerden. „Die Täter machen selbst Marktanalysen“, sagte Schmitz mit Verweis auf die Vogel- oder Schweinegrippe. „Und an einem scheitern unsere Täter nicht: an Rechtschreibfehlern oder schlecht gemachten Websites.“

Die Gewinnmargen sind Schmitz zufolge enorm. Aus Sicht der Fälscher sei es lukrativer und auch sicherer, sich beim Preis nur leicht unterhalb der Originalpreise zu bewegen: „Zu 10 Prozent des Kaufpreises bietet heute kaum noch jemand etwas an“, sagte Schmitz.

Das Problem der Arzneimittelfälschungen wird Schmitz zufolge noch aus einem anderen Grund weiter an Bedeutung gewinnen: Anders als beim Drogenschmuggel stünden die Ermittlungsbehörden im Kampf gegen Arzneimittelfälschungen noch am Anfang. „Wer heute noch mit Kokain handelt, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht“, so Schmitz.

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