In Deutschland gibt es immer mehr Pflegebedürftige. Doch den Kliniken und Altenheimen fehlen die Fachkräfte. Deshalb soll verstärkt Personal im Ausland angeworben werden. Die dafür zuständige Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit geht nicht nur europaweit auf die Suche: Auch in China und auf den Philippinen sollen dringend benötigte Pflegekräfte für Deutschland gewonnen werden.
Nach aktuellen ZAV-Angaben gab es im März mehr als 8000 als offen gemeldete Stellen in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie gut 10.000 offene Stellen in der Altenpflege. Der tatsächliche Bedarf dürfte weit höher liegen. Nach Schätzungen des Arbeitgeberverbandes Pflege fehlen bereits jetzt rund 30.000 Fachkräfte.
Die ZAV sucht bereits seit einiger Zeit Pflegekräfte in anderen EU-Ländern, vor allem im krisengeschüttelten Südeuropa. Dort ist die Arbeitslosigkeit hoch, und junge Fachkräfte finden oft keine Stelle. Im vergangenen Jahr vermittelte die ZAV gleichwohl nur 56 Pflegekräfte aus dem europäischen Ausland, die meisten kamen aus Portugal. Das ist nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein.
Auch bulgarische und rumänische Pflegekräfte können bereits beschäftigt werden, obwohl ansonsten für beide Länder noch bis Jahresende eine begrenzte EU-Freizügigkeit gilt. Mit dem Nicht-EU-Land Bosnien-Herzegowina will die ZAV in den nächsten Tagen ein Abkommen zur Rekrutierung unterzeichnen, wie es das für Kroatien und seit Januar auch für Serbien schon gibt.
„Trotz EU-Freizügigkeit sind nur wenige Pflegefachkräfte aus Ländern wie Polen, Tschechien, der Slowakei oder Ungarn gekommen“, sagt ein Sprecher des Arbeitgeberverbands Pflege. Ein hoher bürokratischer Aufwand bei der Berufsanerkennung, unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern sowie fehlende Deutschkenntnisse seien große Hindernisse. Auch die Bezahlung sei nicht so attraktiv, wenn die hohen Lebenshaltungskosten in Betracht gezogen würden. „Viele polnische Fachkräfte sind lieber nach Skandinavien oder Großbritannien gegangen, und Personal aus Ungarn oder Tschechien hat Österreich oder die Schweiz bevorzugt.“
Deshalb sucht die ZAV nun auch über Europa hinaus. In China sollen in einem Pilotprojekt mit dem Arbeitgeberverband Pflege zunächst etwa 150 ausgebildete Pflegerinnen angeworben werden. Sie werden jetzt von April an in Sprach- und Kulturschulungen in der Provinz Shandong auf ihren Deutschland-Aufenthalt vorbereitet. Mitte März wurde eine ähnliche Vereinbarung mit den Philippinen getroffen. Mit einer großen Welle an zuströmenden Pflegern aus anderen EU-Staaten oder auch fernen Drittstaaten sei aber nicht zu rechnen, heißt es beim ZAV. „Allein mit ausländischen Kräften wird die Lücke nicht zu schließen sein.“
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