Vor dem Hintergrund des Mangels an Fachkräften warnt die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt vor erheblichen Problemen in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen. „Seit Jahren fordern wir mehr Medizinstudienplätze. Zwar hat sich dies die Landesregierung auch in den Koalitionsvertrag geschrieben, doch getan hat sich noch nichts“, sagte der Vorstandsvorsitzende Jörg Böhme am Freitag.
Das Durchschnittsalter der Kinder- und Jugendärzte liegt den Angaben zufolge in Sachsen-Anhalt bei 52 Jahren – 32 Prozent sind 60 Jahre und älter, 10 Prozent sind 65 Jahre und älter. Im Schnitt versorgen die ambulant tätigen Kinder- und Jugendärzte 1100 Patienten im Quartal. „Seit 2015 ist im Land die Zahl der Einwohner unter 18 Jahren um 3,5 Prozent gestiegen, die Anzahl der besetzten Arztstellen aber nur um 1,8 Prozent. Das passt aktuell nicht und langfristig schon gar nicht“, sagte Böhme. „Wenn sich nicht zeitnah etwas tut, werden wir enorme Probleme in der Versorgung der Kinder und Jugendlichen bekommen.“
Niedergelassenen Kinderärzten fällt es zunehmend schwerer, Nachfolger für ihre Praxen zu finden. Zudem hatten Krankenhäuser zuletzt Kinderstationen geschlossen, weil Ärzte und medizinisches Personal fehlen. „Es drohen zunehmend Versorgungsengpässe, wenn weitere Kinder- und Jugendkliniken in Sachsen-Anhalt schließen“, sagte der Vorsitzende des Landesverbands Leitender Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen, Matthias Heiduk. Durch das Vergütungssystem der Fallpauschalen sei ein wirtschaftliches Arbeiten von Kinderkliniken kaum möglich.
Da die Ausbildung von Kinderärzten überwiegend in Krankenhäusern erfolgt, wirken sich Klinikschließungen auch auf die Zahl der ausgebildeten Fachärzte aus: Je weniger Kinderkliniken, desto weniger Fachärzte. „Neben einer frühzeitigen und vorausschauenden Förderung der Ausbildung von Kinderärzten vom Medizinstudium an bedarf es neue Konzepte einer krankenhausträgerübergreifenden Bedarfsplanung an Kinderkliniken, um junge Mediziner und Pflegekräfte auch in der Kindermedizin weiterbilden zu können“, sagte Heiduk.
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