Zwei-Klassen-Medizin

Fachärzte weisen Schuld zurück

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In der Diskussion um die Ungleichbehandlung von Patienten haben die Fachärzte längere Wartezeiten in ihren Praxen für gesetzlich Versicherte eingeräumt, aber die Schuld dafür von sich gewiesen. „Zwangsläufig muss sich ärztliches Handeln an ökonomischen Maßstäben orientieren“, erklärte der Bundesvorsitzende des Deutschen Facharztverbandes, Thomas Scharmann. Mögliche längere Wartezeiten seien Folge der Rationierung medizinischer Leistungen durch die Politik.

Die feste Obergrenze für Arzthonorare bei Kassenpatienten koste die Ärzte ein Drittel ihres Umsatzes. „Leistungen über Budgetgrenzen werden von den Kassen nicht bezahlt - das können sich immer weniger Ärzte leisten“, so Scharmann. Praxen, die kaum Privatpatienten mit entsprechend besserer Bezahlung haben, müssten möglichst viele gesetzlich Versicherte durchschleusen, sagte er. Erst Privatpatienten ermöglichten durch entsprechend höhere Einnahmen den Einsatz medizinischer Neuerungen.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erzielen ein Drittel der niedergelassenen Mediziner gute bis sehr gute Verdienste, überwiegend Fachärzte. Ein Drittel liegt im Mittelfeld. Bei einem Drittel sind es nur bis zu 1800 Euro im Monat netto. Internisten in Westdeutschland erzielen hingegen inklusive der Einnahmen von Privatpatienten einen durchschnittlichen Praxisüberschuss von 137.000 Euro im Jahr.

Ärztepräsident Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe sagte im Deutschlandfunk, es gebe zwei Patienten-Klassen beim Komfort und den unterschiedlichen Leistungen für privat und gesetzlich Versicherte. Bei der gleichen Behandlung machten Ärzte jedoch keine Unterschiede. Auch Notfälle würden immer behandelt. Es gebe aber teurere und bessere Behandlungen, die gesetzliche Kassen nicht bezahlen. „Das ist ein Qualitätsunterschied.“

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