Blog und Bachelor-Studiengang

Ex-DocMorris-Sprecher kämpft für Homöopathie

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Berlin -

Kaum ein Thema spaltet die Fachwelt so wie die Homöopathie. In Interviews und Internet-Blogs bekämpfen sich Gegner und Befürworter. Kürzlich haben Gegner der Homöopathie mit einer bundesweiten Plakataktion auf ihre Argumente aufmerksam gemacht. Ein früherer DocMorris-Pressesprecher bloggt seit kurzem pro Homöopathie. Und die Fernuniversität Diploma bietet jetzt sogar einen Bachelor-Studiengang Naturheilkunde und komplementäre Heilverfahren an. Der erste Kurs startet am 1. Oktober. Das wird für neuen Gesprächsstoff sorgen.

„Dieser Fern-Studiengang vermittelt Ihnen umfangreiches schulmedizinisches und naturmedizinisches Wissen und bereitet Sie damit auch auf die so genannte ‚Überprüfung nach dem Heilpraktiker-Gesetz‘ sehr gut vor. Diese ‚Überprüfung‘ findet in Deutschland vor einer Ärztin oder einem Arzt statt, die/der von den bundeslandspezifischen zuständigen Stellen bestellt wird. Nach bestandener Überprüfung dürfen Sie sich selbstständig in einer eigenen Praxis für Naturheilverfahren niederlassen“, wirbt Diploma für sein neues Produkt.

Wie viele Studenten ins erste Semester starten, verrät die Fernuni nicht. Maximal 26 Teilnehmer zählt ein Kurs. Für knapp 9000 Euro gibt es nach sieben Semestern nach bestandener Prüfung den Bachelor of Science (B.Sc.). Geleitet wird der neue Studiengang Dr. med. Uwe Thums.

„Dieser Bachelor-Studiengang schließt nun die akademische Lücke für all die, die sich nach Schul- oder Lehrabschluss auf hochschulischem Niveau und mit akademischem Abschluss mit Naturheilkunde, komplementären Heilverfahren und traditionellen Medizinsystemen des Westens und Ostens beschäftigen wollen, ohne zuvor 12 Semester Humanmedizin studieren zu wollen“, so Thums auf der Internetseite seiner Privatpraxis als Arzt für biologische Medizin und Prüfarzt in klinischen Studien.

Den Studierenden verspricht Diploma gute Karriere- und Einkommensperspektiven: „Das Fernstudium Bachelor Naturmedizinische Heilverfahren bietet Ihnen eine erstklassige Grundlage, auf der Sie aus Ihrem persönlichen Interesse oder einer Berufung heraus einen attraktiv vergüteten Beruf ausüben können.“ Und der Bedarf an gut ausgebildeten und auf naturmedizinische Heilverfahren spezialisierten Fachkräften steige: „Nach Schätzungen scheiden bis 2028 nach und nach allein 27.000 Personen aus dem Berufsleben aus, die sich auf Naturmedizin und Homöopathie spezialisiert haben.“

Seit Kurzem erhalten die Befürworter der Homöopathie im Internet aktive Unterstützung durch den Blog „Homöopathiewachtblog.de Neues über Homöopathie und ein Auge auf ihre Gegner“. Der Autor des Blogs ist in der Szene kein Unbekannter: Christian Becker war vor Jahren während der Aufbauphase einmal Pressesprecher von DocMorris: Heute arbeitet der Diplom-Ernährungswissenschaftler als freiberuflicher Senior PR-Berater und PR-Journalist in Hamburg.

In seinem Blog promotet Becker auch den neuen Diploma-Studiengang. In zwei eigenen Blogs weist Becker auf die Kostenvorteile der Homöopathie für die Krankenkassen hin. Auf Twitter liefert sich der PR-Journalist intensive Wortgefechte mit Gegnern der Homöopathie.

Zur Unterstützung hat Becker nach eigenen Angaben einen Beirat berufen. Die Mitglieder – darunter ein Apotheker – will er aus Gründen des Personenschutzes nicht nennen: „Grund dafür ist, dass die weltweite Skeptiker-Bewegung als ein Aktivist gegen Homöopathie in der Vergangenheit bereits E-Mails von Pro-Globuli-Personen gehackt und veröffentlicht hat oder online bedroht. Daher werde ich den Beirat namentlich schützen. Jegliche persönliche Attacken der Skeptiker und anderer Aktivisten gegen Globuli werden mit Namen öffentlich gemacht und juristisch begleitet“, so seine Begründung. Die Skeptiker-Bewegung, die die „Anti-Homöopathie-Kampagne maßgeblich als ‚Fußvolk‘ in den Sozialen Medien organisiert“, sei sehr aggressiv in der Vergangenheit gegen Pro-Globuli-Personen vorgegangen.

Gegen Beckers Pro-Homöopathie-Blog agiert unter anderem das „Informationsnetzwerk Homöopathie“ als Teil der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP). Mit der Internetseite „susannchen.info“ wenden sich die Homöopathie-Gegner insbesondere an junge Eltern: „Susannchen braucht keine Globuli“ lautet dort die Botschaft: „Unser Anliegen ist, Sie als Familie und besonders als Eltern mit unserer Überzeugung zu erreichen, dass es für ein natürliches, gesundes Aufwachsen unserer Kinder keine Scheinmedizin braucht.“

Kürzlich hat die GWUP in fünf Städten Susannchen-Großplakete geklebt. Mehr gibt das aus Spendenmitteln gefüllte Budget nicht her, berichtet Susannchen-Projektleiterin Natalie Grams. „Ich setze mich hier im Informationsnetzwerk Homöopathie dafür ein, dass mehr und mehr Patienten erfahren können, wie sich die Erfolge der Homöopathie (die ich auch erlebt habe) erklären lassen und warum die 200 Jahre alte Heilmethode trotzdem kein Teil der Medizin mehr sein kann“, so Grams. Ihre Hoffnungen setzt Grams aktuell auf G-BA-Chef Josef Hecken und SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. In der kürzlich erfolgten gemeinsamen Attacke auf die Homöopathie erkennt Grams nur eine Ziel: „Hecken will die Homöopathie aus dem Erstattungskatalog der Krankenkassen streichen.“ Anders als bei der Apothekenpflicht von Globuli & Co. benötige Hecken dafür keine Gesetzesänderung, sondern nur einen Beschluss des G-BA.

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