Warum gelingt es der Abda nicht, die Anliegen der Apothekerschaft stärker durchzusetzen? Warum wirkt ihre politische Kommunikation oft zurückhaltend? Eine der Antworten darauf: Es gab zu wenig Profis für die politische Arbeit in den eigenen Reihen. Jetzt hat man sich Unterstützung durch eine externe Beratung geholt – FTI Consulting. Und die Agentur bringt eine bekannte Person mit.
Die Abda hat sich externe Unterstützung für ihre Lobbyarbeit gesichert. Laut dem Lobbyregister des Deutschen Bundestages arbeitet die Standesvertretung mit der Beratungsfirma FTI Consulting zusammen. Auf Rückfrage wollte die Abda weder kommentieren, warum sie sich für diese Firma entschieden hat, noch welche konkreten Aufgabenbereiche das Unternehmen übernehmen soll.
„Wie im Lobbyregister transparent einzusehen ist, bezieht sich die Beauftragung von FTI Consulting durch die Abda – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände auf die Beratung zu Anliegen der Abda hinsichtlich einer Verbesserung der Apothekenhonorierung und der notwendigen Rahmenbedingungen für den Erhalt einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch Apotheken vor Ort“, erklärte ein Sprecher von FTI Consulting vage. Man sei im Juli von der Abda beauftragt worden und habe den Auftrag sowie die eingesetzten Beraterinnen und Berater im Lobbyregister veröffentlicht.
Laut Lobbyregistereintrag unterstützt FTI Consulting in mehreren Bereichen, darunter Analyse der politischen Landschaft, um relevante Parteien, Ministerien und Ausschüsse für apothekenrelevante Themen zu identifizieren. Zudem übernimmt das Unternehmen das Kontaktmanagement, indem es Gespräche mit Abgeordneten und Regierungsvertretern organisiert. Ein weiterer Fokus liege auf der Entwicklung einer Kommunikationsstrategie, um die Anliegen der Apotheken gezielt und effektiv zu positionieren.
Laut dem Eintrag sind insgesamt vier Personen direkt mit der Interessenvertretung der Abda betraut: Karl Schmidt-Rhaesa, Hannah Hückstädt, Eike Kraft und Caroline Alice Mücke-Kemp. Zusätzlich sorgt die namentliche Erwähnung von Reinhard Grindel für Aufsehen. Der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) saß früher selbst für die CDU im Bundestag und ist als externer Unterauftragnehmer für FTI Consulting tätig.
Seine Zeit beim DFB endete 2019 mit seinem Rücktritt, nachdem bekannt wurde, dass er eine Luxusuhr im Wert von rund 6000 Euro vom ukrainischen Oligarchen Grigori Surkis angenommen hatte. Dies folgte auf die Enthüllungen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, wonach Grindel heimlich 78.000 Euro für seine Tätigkeit im DFB-Aufsichtsrat kassiert haben soll. Dabei sollte Grindel nach dem sogenannten Sommermärchen-Skandal – bei dem es um die Frage ging, ob für die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland Stimmen gekauft wurden – eigentlich das angeschlagene Image des DFB wieder aufpolieren.
Laut Lobbyregister führt Grindel im Rahmen der Interessenvertretung vor allem Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Bundesregierung sowie Mitgliedern des Bundestages. Dazu gehören auch parlamentarische Abende und Diskussionsveranstaltungen. Seine Themen reichen von Arzneimitteln und Industriepolitik bis hin zu Klimaschutz, Verkehrspolitik und öffentlichen Finanzen. Die Interessenvertretung werde dabei ausschließlich im Auftrag Dritter wahrgenommen. Für seine Tätigkeit erhielt er im Jahr 2023 bis zu 50.000 Euro von FTI Consulting.
Seine genaue Rolle in der politischen Kommunikation für die Abda bleibt jedoch vage und ist nicht weiter konkretisiert – auch auf Nachfrage nicht. Vielleicht erhofft sich die Abda, dass eine bekannte Persönlichkeit aus dem Fußballumfeld dabei helfen könnte, den Zugang zu politischen Entscheidungsträgern zu erleichtern.