FDP

Guido Westerwelle gestorben Lothar Klein, 18.03.2016 15:29 Uhr

Berlin - 

Der ehemalige Vize-Kanzler und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) ist tot. Er ist heute nach schwerer Krankheit als Folge einer Krebserkrankung gestorben. Das teilte die Berliner Westerwelle Foundation mit. Seit Ende November vergangenen Jahres hatte sich der an Leukämie erkrankte Politiker wieder in einem Kölner Krankenhaus aufgehalten.

„Wir haben gekämpft. Wir hatten das Ziel vor Augen. Wir sind dankbar für eine unglaublich tolle gemeinsame Zeit. Die Liebe bleibt. Guido Westerwelle und Michael Mronz, Köln, den 18. März 2016", heißt es auf der Homepage der Westerwelle Foundation. Die Bundes-FDP schrieb auf Twitter: „Wir trauern um Guido Westerwelle. Unsere Anteilnahme gilt seinem Mann und seiner Familie.“ Grünen-Chef Cem Özdemir schrieb: „Wir sind sehr bestürzt über den Tod von Guido Westerwelle. Wir trauern mit seinem Mann und seiner Familie!“ Sein Parteikollege Omid Nouripour twitterte: „Guido Westerwelle war ein streitbarer, kantiger und aufrechter Demokrat. Ruhe er in Frieden.“

Guido Westerwelle wurde am 27. Dezember 1961 in Bad Honnef bei Bonn geboren. Er war von 1994 bis 2001 Generalsekretär der FDP und von 2001 bis 2011 Bundesvorsitzender der FDP. Zudem war er von 2006 bis 2009 Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Vom 28. Oktober 2009 bis zum 17. Dezember 2013 war er Außenminister im Kabinett von Angela Merkel (CDU). Als solcher war er vom Amtsantritt an bis Mai 2011 auch Stellvertreter der Bundeskanzlerin. Nach der schweren Niederlage bei der Bundestagswahl 2013 und dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag hatte sich Westerwelle aus der Politik zurückgezogen.

Zeit seines Wirkens war Westerwelle ein streitbarer und umstrittener Politiker. Im Alter von 19 Jahren trat er 1980 der FDP bei. Er gehörte zu den Mitbegründern der Jungen Liberalen. Als sein Vorbild nannte er stets Hans-Dietrich Genscher. Von 1994 bis 2001 war er unter den Parteivorsitzenden Klaus Kinkel und Wolfgang Gerhardt Generalsekretär der Liberalen. In dieser Funktion hatte er maßgeblichen Anteil an der Neuformulierung des aktuellen Parteiprogramms, den Wiesbadener Grundsätzen, und leitete die Kommission, die das Programm ausarbeitete.

Am 4. Mai 2001 wurde er mit großer Mehrheit als Nachfolger von Wolfgang Gerhardt zum bis dahin jüngsten Bundesvorsitzenden der FDP gewählt. Er positionierte die Partei vor allem in der Bildungs- und Wirtschaftspolitik. Bei der Bundestagswahl 2002 trat er als erster Kanzlerkandidat in der Geschichte der FDP an. Mit seinem als „Projekt 18“ getauften Wahlziel von 18 Prozent Stimmenanteil und dem knallgelben „Guidomobil“ sorgte er ebenso für Aufsehen wie bei Talk-Shows-Auftritten mit einer gelben 18 auf den Schuhsohlen. Diese Art des des Stimmenfangs trug ihm den Vorwurf ein, zu viel „Spaßwahlkampf“ zu führen.

Unter Westerwelles Vorsitz erreichte die FDP bei der Bundestagswahl 2009 mit 14,6 Prozent der Stimmen ihr bisher bestes Ergebnis. In den Koalitionsverhandlungen mit der CDU wurde Westerwelle von vielen Medienvertretern wegen der stark finanz- und wirtschaftspolitischen Ausrichtung seiner Partei als künftiger Bundesfinanzminister gesehen. Er wurde jedoch Bundesaußenminister. Weil die FDP die angekündigte radikale Steuerreform in der Koalition mit der Union nicht umzusetzen vermochte, rutsche sie in eine Vertrauenskrise und verstrickte sich in interne Machtkämpfe. Das führte die FDP 2009 schließlich in Berlin ins parlamentarische Abseits. Die Liberalen schieden zudem aus vielen Landtagen aus

Im Sommer 2014 wurde bekannt, dass Westerwelle an Leukämie erkrankt war. Die Krankheit wurde zufällig im Rahmen einer Voruntersuchung zu einer Knie-Operation diagnostiziert. Im November 2014 verließ Westerwelle das Krankenhaus. Über seinen Umgang mit der Erkrankung veröffentlichte Westerwelle 2015 das Buch „Zwischen zwei Leben“.