Anlässlich der Europawahl vom 22. bis 25. Mai haben sich die Apotheker in Nordrhein an ihre Kandidaten zur Europawahl gewandt. Per Brief fordern Verbandschef Thomas Preis und Kammerpräsident Lutz Engelen die Politiker zu einem klaren Bekenntnis zur Freiberuflichkeit auf. Hintergrund sind die aktuellen Erfahrungen aus Griechenland.
In dem gemeinsamen Schreiben heißt es: „Mit großer Sorge beobachten wir, dass auf europäischer Ebene immer mehr Politiker bei der Lösung der aktuellen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Europa auf Deregulierung setzen. Sie machen auch vor den Berufsfeldern der Freien Berufe nicht halt.“ Nach dem Rasenmäherprinzip solle alles der Macht des Marktes unterworfen werden. Auch das Gesundheitssystem wäre von einem solchen Deregulierungsszenario betroffen.
Die Finanzkrise habe die gesellschaftlichen Grundfesten aufgrund des Fehlens regulatorischer Rahmenbedingungen erschüttert. Dabei sei nicht nur Kapital vernichtet worden, sondern Vertrauen, das die Gesellschaft zusammenhalte. „Dieser tiefschürfenden negativen Erfahrung kann nur begegnet werden, indem Werte wie Eigenverantwortlichkeit, Gemeinwohlverpflichtung, Professionalität und Selbstkontrolle das Handeln verantwortlicher Akteure bestimmen. Dies sind Werte, die den Freien Beruf und seine herausragende gesellschaftliche Bedeutung in besonderer Weise kennzeichnen.“
Gerade in einem hochsensiblen Bereich wie der Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung seien diese Werte unverzichtbar und dürften nicht auf dem Altar der Deregulierung geopfert werden, schreiben Engelen und Preis.
Auch in Anbetracht der demografischen Herausforderungen und des immensen Bedarfs an persönlicher Betreuung und fachgerechter Beratung müssten stattdessen insbesondere die freien Heilberufe wie der des Apothekers gestärkt werden. „Wir fordern daher alle Politiker, die zur Europawahl kandidieren, zu einem klaren Bekenntnis zur Freiberuflichkeit auf“, heißt es.
„Denn mit dem freien Heilberuf des Apothekers als unabhängigem Arzneimittelexperten in seiner inhabergeführten Apotheke ist die Gesellschaft am besten beraten und die Arzneimittelversorgung in besten Händen – persönlich, wohnortnah, qualitätsgesichert, unabhängig und patientengerecht!“
Wenn es um die Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung gehe, dürfe es keinen Zweifel geben: „Was der Gesundheit der Menschen persönlich zu Gute kommt und damit dem Gemeinwohl dient, darf nicht dem Deregulierungsstreben geopfert werden. Nur dann gelingt es, die künftigen Herausforderungen in der Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung im Sinne der betroffenen Menschen erfolgreich anzugehen.“
APOTHEKE ADHOC Debatte