EU-Dialog bei Pohl-Boskamp: Der Europaabgeordnete Niclas Herbst (CDU) besuchte den Mittelständler in Hohenlockstedt. Neben Marianne Boskamp, Henning Ueck und Henrik Hesse nach auch Heiner Will, Geschäftsführer von Medac, sowie Julia Rumsch, Leiterin des Europabüros des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) am Termin teil.
Im Zentrum des Austauschs zum Entwurf der geplanten EU-Arzneimittelgesetzgebung stand die Frage, wie zukünftig eine verlässliche Arzneimittelversorgung in Europa etabliert werden kann. „Diese müsse angesichts der gegenwärtigen geopolitischen Verwerfungen, knappen Rohstoffe, fragilen Lieferketten und daraus resultierenden Engpässe und immer neuen bürokratischen Anforderungen auch langfristig gewährleistet werden“, erklärte Rumsch. Die Unternehmen zeigten sich besorgt bezüglich der geplanten umfangreichen Zunahme der Verpflichtungen zur Berichterstattung und Transparenz im Bereich der Lieferengpässe, die für alle Arzneimittelgruppen gelten sollen. Dies widerspräche dem geplanten Gesetzesentwurf zur Entbürokratisierung.
„Die derzeitige Flut an EU- und nationalen Gesetzgebungsverfahren droht die pharmazeutischen Mittelständler zu überfordern“, stellt Hesse klar. Die Unternehmen sehen zukünftig einen großen administrativen Aufwand – beispielsweise durch die verschiedenen Gesetzesinitiativen des so genannten „Green Deal“ – in Zeiten des Fachkräftemangels auf sich zukommen. Deshalb appellieren sie an eine Neuausrichtung der geplanten EU-Gesetzgebung: Der Fokus müsse auf Pragmatismus und Zielerreichung gerichtet werden. „Das aktuelle Pharmapaket mitsamt der Flut der anderen Gesetzesinitiativen ist zu umfangreich und arbeitsintensiv. Dies wird zu weiteren Einstellungen von Arzneimittelproduktionen in der EU führen, insbesondere von solchen, die derzeit gerade noch kostendeckend in der EU produziert werden können. Wir wünschen uns, dass die Gesetzgebung das eigentliche Ziel nicht konterkariert“, erklärt Ueck.
Herbst begrüßte den konstruktiven Austausch und stellte heraus, dass die EU den Betrieben derzeit viel aufbürde. Die Unternehmen müssten dabei unterstützt werden, solide wirtschaften zu können, „anstatt sich in der Erfüllung von EU-Auflagen zu verlieren. Das gilt für Unternehmen, die einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten, besonders“.
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