DocMorris/ABDA: Duell bei Xing Lothar Klein, 15.12.2016 11:03 Uhr
Nicht nur im Bundestag wird über das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vorgeschlagene Rx-Versandverbot diskutiert. Auch in den sozialen Medien hinterlässt das Thema seine Spuren. Das Karriereportal Xing inszeniert einen Schlagabtausch zwischen DocMorris und der ABDA. Der Kongress-Veranstalter Zeno lädt heute zu einer Fachtagung zum Thema „EuGH kippt Rx-Preisbindung“. Auch hier treffen Versandapotheke und Standesvertretung aufeinander.
Im Berliner Grand Hotel Esplanade treffen sich Bundestagsabgeordnete, Verbandsvertreter und Rechtsanwälte, um über die Konsequenzen des EuGH-Urteils zu diskutieren: „Nach dem EuGH-Urteil: DocMorris & Co. können deutschen Kunden Rx-Boni gewähren und müssen sich nicht an die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) halten“, heißt es in der Tagesordnung.
Referenten sind laut Veranstalter unter anderem Michael Hennrich (CDU) und Sabine Dittmar (SPD). Mit von der Partie ist auch DocMorris-Vorstand Max Müller, Christian Buse vom Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA), Stefan Hartmann vom Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) und für die ABDA deren Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz.
Schmitz geht in seinem Vortrag mit dem Thema „Ein ungelöstes Problem: Arzneimittel und Versand“ auf die Bedeutung des EuGH-Urteils für den „Apotheker als Heilberuf“ und die Auswirkungen auf die flächendeckende Versorgung ein. Müller erhält Gelegenheit, über den Wettbewerb als Innovationstreiber zu referieren und über E-Health-Lösungen für den ländlichen Raum sowie den „Patienten als Kunden“. Für die Krankenkassen spricht Ulf Maywald, als Bereichsleiter Arzneimittel der AOK Plus bestens vertraut mit dem ARMIN-Projekt, über die Potenziale für effizientere Patientenversorgung.
„Kompetente Referenten stellen sich den jetzt systemrelevanten Fragestellungen, zum Beispiel wie Steuerungs- und Kostendämpfungsmechanismen aussehen könnten, wenn es keine transparenten und bundeseinheitlichen Preise mehr gibt“, verspricht der Veranstalter.
„Welche Folgen ergeben sich aus dem EuGH-Urteil und wie können zukünftig die Interessen der Patienten geschützt werden? Wie können zukünftig destruktive Wettbewerbsformen verhindert werden? Welchen Einfluss hat das Urteil auf die wohnortnahe Apotheke? Findet das BMG einen Kompromiss der verschiedenen Interessenlagen?“ Die Veranstaltung ist nicht öffentlich, Berichterstattung nicht erwünscht.
Übrigens: Es ist nicht die erste Gelegenheit, bei der ABDA und DocMorris aufeinander treffen. Auf Einladung der Fraktion der Grünen hatte sich kürzlich ADBA-Präsident Friedemann Schmidt mit Müller und anderen Befürwortern einer Liberalisierung verbal duelliert. Und beim CDU-Wirtschaftsrat diskutierten Müller und Schmitz bereits vor Abgeordneten und anderen Playern im Gesundheitswesen über das EuGH-Urteil.
Und auch in den sozialen Netzwerken stehen sich der DocMorris-Vorstand und der ABDA-Hauptgeschäftsführer wieder gegenüber: Auf der Xing-Plattform „Klartext“ ringen Müller und Schmitz um Zustimmung für ihre Positionen. Unter der Überschrift „Patienten brauchen die Arzneimittelversorgung vor Ort“ wirbt Schmitz für die Vorzüge der Vor-Ort-Apotheke.
„Wir sind keine Bedrohung für Apotheken“, schreibt dort DocMorris-Vorstand Müller. Die Argumente der beiden Autoren sind hinlänglich bekannt. Trotzdem gibt es nach nur einer Nacht schon viel Resonanz: Auf größeres Interesse stößt bei Xing Müller mit aktuell knapp 2500 Reaktionen auf seinen Text. 49 Personen stimmen Müllers Thesen zu, 25 Kommentatoren diskutieren mit.
Die Ansichten von Schmitz interessieren bislang nur 896 Xing-User. 26 Personen stimmen der ABDA-Position zu und mit 23 Kommentaren liegt sein Text auf Augenhöhe mit dem von Müller. Veröffentlicht wurden beide Stellungnahmen auf Xing zur „Geisterstunde“ um 0.30 Uhr heute Nacht.