Hochdosierte Jodtabletten können im Falle eines nuklearen Unfalls oder Angriffs durch eine Schilddrüsenblockade einen temporären Schutz gegenüber radioaktivem Jod aufbauen. Aufgrund der Ukraine-Krise will die EU-Kommission nun den Jod-Vorrat aufstocken.
Die EU-Kommission teilt mit, dass die Vorräte für nukleare und chemische Notfälle ausgebaut werden sollen. Derzeit werde „ein neuer Vorrat an medizinischer Ausrüstung für chemische, biologische oder nukleare Notfälle“, erklärte EU-Katastrophenschutzkommissar Janez Lenarcic. Dazu gehört auch die Aufstockung des Jod-Vorrates. Denn die Einnahme von hochdosiertem Jod kann zur Jodblockade in der Schilddrüse führen.
Prinzip der Jodblockade: „Gesundes“ Jod reichert sich durch die Einnahme in der Schilddrüse an. Dadurch wird verhindert, dass radioaktives Jod in die Schilddrüse eindringen kann. So sollen Schäden durch radioaktives Jod verhindert werden, weil das radioaktive Jod über die Nieren ausgeschieden und nicht in der Schilddrüse gespeichert wird. Notwendig ist hierfür die 100- bis 1000-fache Menge der üblichen täglichen Jod-Zufuhr (statt μg sind also mg notwendig!).
Gemeinsam mit der EU-Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (Health Emergency Preparedness and Response Authority, Hera) sollen die Notfall-Vorräte in der EU eingerichtet werden. Hera wurde erst im Zuge der Corona-Pandemie ins Leben gerufen. Auf zukünftige Krisen mit gesundheitlichen Folgen für die Bürger:innen soll durch Hera besser reagiert werden können. Wird eine Notlage im Bereich der öffentlichen Gesundheit auf EU-Ebene festgestellt und ausgerufen, so kann die Behörde direkt in den Notfallmodus schalten, sodass schnelle Entscheidungen getroffen werden können und Sofortmaßnahmen eingeleitet werden können.
Mit der Unterstützung von Frankreich und Spanien seien nochmal drei Millionen Jodtabletten in die Ukraine geliefert worden, sodass die Bürger:innen im Falle eines nuklearen Angriffs darauf zurückgreifen können.
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