Freiberuflichkeit

Becker: EU-Kommission gefährdet Beratung

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Berlin -

Apotheker und Ärzte warnen vor Angriffen auf die Freiberuflichkeit bei Gesundheitsberufen. Gegen Widerstand aus Deutschland will die EU-Kommission den Zugang zu reglementierten Berufen erleichtern, dazu zählen in Europa rund 740 Berufe, darunter auch Apotheker, Arzt und Zahnarzt. Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), kritisierte die Forderung als „Angriff auf die Qualität der pharmazeutischen Beratung“.

Die EU-Kommission hat den Mitgliedstaaten empfohlen, Zugangsbeschränkungen für reglementierte Berufe – also Tätigkeiten, für deren Ausübung der Staat eine bestimmte Qualifikation verlangt – abzubauen. Dies könne dem Fachkräftemangel abhelfen, das Wirtschaftswachstum ankurbeln und mehr Jobs schaffen.

Die „Allianz der Heilberufe“, ein Zusammenschluss von Apothekern, Ärzten und Zahnärzten, warnt jedoch vor den Folgen einer „Demontage“ der betroffenen Gesundheitsberufe. Becker, stellvertretender Sprecher der Allianz, hob die Vorteile einer Beratung durch gut ausgebildete Apotheker hervor. „Discounter, die auch Medikamente verkaufen, könnten das nicht leisten.“ Wegen vermeintlicher Einsparungen würden Strukturen zerstört, die in einer älter werdenden Gesellschaft mittel- und langfristig gebraucht würden.

Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV-Virchow-Bundes, warnte außerdem vor der Einführung einer Bürgerversicherung: Die hohe Qualität der Medizin, die es in vielen anderen Staaten Europas und der Welt nicht gebe, stehe jetzt auch in Deutschland auf dem Spiel. „Die Einführung einer Bürgerversicherung würde dazu führen, dass viele Ärzte ihre Praxen aufgeben müssten.“

Die „Allianz der Heilberufe“ hatte sich im Juni zusammengeschlossen. Ziel der Organisation ist es, die Rahmenbedingungen für die Freiberuflichkeit zu erhalten und auszubauen. Becker forderte in diesem Zusammenhang eine Vergütung für zusätzliche Dienstleistungen der Apotheken, zum Beispiel im Bereich Beratung: „Wir Apotheker investieren viel in das Medikationsmanagement unserer Kunden“, betonte der DAV-Chef.

Becker kritisierte außerdem, dass der bürokratische Aufwand in Apotheken in den vergangenen Jahren dramatisch angestiegen sei. Rabattverträge für Impfstoffe müssten abgeschafft werden. „Die Impfbereitschaft in der Bevölkerung steigt nicht, wenn diese wichtigen Arzneimittel durch Lieferprobleme knapp werden – im Gegenteil“, so Becker.

Heinrich forderte die Aufrechterhaltung des dualen Gesundheitssystems und eine Reform der Gebührenordnung für Ärzte. „Für ärztliche Leistungen sollten feste Preise gelten, so wie das in anderen Berufen selbstverständlich ist.“

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