EU-Gesundheitssysteme

KPMG: Gesundheit wird teurer und schlechter APOTHEKE ADHOC, 25.02.2013 18:58 Uhr

Qualität lohnt nicht: KPMG kritisiert mangelnde Qualität und zu hohe Kosten im deutschen Gesundheitswesen. Foto: AOK
Berlin - 

Die Qualität des deutschen Gesundheitssystems hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert – während die Gesundheitsausgaben kräftig angestiegen sind. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Während das deutsche Gesundheitssystem im europäischen Vergleich 2009 noch den sechsten Platz erreichte, lag es 2012 nur noch auf Platz 14.

Der Euro Health Consumer Index (EHCI) vergleicht seit 2005 24 europäische Gesundheitssysteme. Die Kriterien: Patientenrechte und -information, Wartezeiten, Behandlungsergebnisse, Prävention, Behandlungsumfang und Medikamentenversorgung. 2005 und 2006 lag Deutschland noch auf dem dritten Platz im internationalen Vergleich, bis 2009 rutschte das hiesige Gesundheitssystem an die sechste Stelle.

Nachdem es zwei Jahre lang keine Erhebungen gab, liegt Deutschland in dem aktuellen Report auf Platz 14. Punktabzüge gab es unter anderem bei den Patientenrechten, der fehlenden Möglichkeit zur Online-Buchung von Arztterminen und elektronischen Rezepten, der hohen Rate von tödlichen Herzinfarkten, MRSA-Infektion und Kaiserschnitten sowie der Raucherprävention.

Positiv schneidet das deutsche Gesundheitssystem bei den kurzen Wartezeiten für Operationen und Krebstherapien ab sowie bei der Behandlung von Depressionen, Babys und Krebskranken. Pluspunkte gibt es außerdem für die schnelle Zugänglichkeit von neuen Arzneimitteln und für Zuschüsse für rezeptpflichtige Arzneimittel. An der Spitze der Tabelle stehen seit 2008 die Niederlande und Dänemark.

Während Deutschland es bei der Qualität seines Gesundheitssystem nur ins Mittelfeld schafft, sind die Ausgaben laut KPMG die dritthöchsten in Europa – nach den Niederlande und Frankreich. Entsprechend schlecht schneidet die Bundesrepublik bei der Ausgabeneffizienz ab: Setzt man Qualität und Ausgaben ins Verhältnis, landet Deutschland auf dem 22. Platz zwischen Spanien und Griechenland. „Dieses Ergebnis ist unbefriedigend“, urteilen die KPMG-Autoren.

In ihrer Untersuchung beschäftigten sie sich besonders mit der Qualität in deutschen Krankenhäusern. Diese stellten einerseits den größten Anbieter im deutschen Gesundheitssystem dar und lieferten andererseits öffentlich zugängliche Daten in statistisch verwertbarer Qualität, heißt es. Insgesamt wurden 284 Krankenhäuser untersucht, die repräsentativ über Trägerschaft und Bundesländer verteilt sind.

Die Autoren kritisieren, dass die Qualität in deutschen Kliniken nicht verlässlich ermittelt wird. Zwar gebe es die gesetzlich vorgeschriebenen strukturierten Qualitätsberichte, objektivierte Messungen anhand bestimmter Kriterien. Diese deckten sich jedoch nicht mit der Patientenzufriedenheit, die etwa von der Techniker Krankenkasse (TK) erfasst werde.

Außerdem gebe es keinen Zusammenhang zwischen der Qualität und der Wirtschaftlichkeit von Krankenhäusern: Weder seien qualitativ bessere Kliniken zwingend rentabler noch schlechtere Kliniken unrentabel. Das deutsche Vergütungssystem schaffe derzeit zu wenig wirtschaftliche Anreize für Krankenhäuser, ihre Qualität zu optimieren, schlussfolgern die Autoren.

Sie fordern eine öffentliche Qualitätsberichterstattung, die die tatsächlichen Leistungen deutscher Krankenhäuser widerspiegele. Sie sollte die Belange der Patienten verstehen und für diese leicht verfügbar und aktiv nutzbar sein. Zudem werde ein Vergütungssystem benötigt, das die nachhaltige Qualität der Behandlungsergebnisse belohne. Beide Forderungen sollten schnell umgesetzt werden, sonst verliere Deutschland im internationalen Vergleich weiter an Boden, warnen die Autoren.