PGEU: Eine Apothekerin für Brüssel Patrick Hollstein, 15.06.2015 11:55 Uhr
Der europäische Apothekerverband PGEU wird künftig von einer Apothekerin geführt: Jurate Svarcaite tritt die Nachfolge von John Chave an, der die Geschäftsstelle in Brüssel neun Jahre lang geleitet hatte. Svarcaite kommt aus Litauen und hat bereits Erfahrungen beim Dachverband der europäischen Apothekerorganisationen gesammelt.
Svarcaite hat in Kaunas, Parma und London Pharmazie studiert und in dieser Zeit beim europäischen Studentenverband EPSA vor allem Austauschprogramme betreut. Für ihr Engagement wurde 2009 zum Ehrenmitglied ernannt. Nach dem Studium arbeitete sie jeweils ein halbes Jahr in einer Apotheke in Litauen und als Projektmanager bei der PGEU.
Im Oktober 2008 ging sie an die Universität London, wo sie sich mit Themen rund um das Thema Fortbildung und berufliche Weiterentwicklung beschäftigte. Im April 2010 kehrte sie zurück nach Brüssel, wo sie bei der PGEU für fachliche Inhalte zuständig war. Sie kümmerte sich unter anderem um die Vorbereitungen für die Umsetzung der Fälschungsrichtlinie. Seit September 2013 arbeitet sie als Chefapothekerin für die litauische Apothekenkette Camelia.
Der derzeitige PGEU-Präsident Darragh O'Loughlin lobte Svarcaite als „eine der fleißigsten, kompetentesten, zuverlässigsten und erfolgreichsten Personen, mit denen ich je zusammengearbeitet habe“. Und weiter: „Sie verfügt über ausgezeichnete Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten, denkt strategisch und verfügt über ein breites Wissen und tiefes Verständnis für die europäischen Apothekensektor, sein bildungsbezogenes und regulatorisches Umfeld, und die vielen Herausforderungen und das Zukunftspotenzial.“
Chave war im Juni 2006 Generalsekretär der PGEU geworden; er wechselt zum 1. Juli zum Branchenverband Cosmetics Europe. In seine Amtszeit fielen die EU-Verfahren gegen das Apothekenrecht in verschiedenen Ländern. Von Anfang an vertrat der Jurist die Position, dass keineswegs gewiss sei, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) das Fremdbesitzverbot kippen würde.
Der EU-Apothekerverband wurde am 29. Mai 1959 in Frankfurt gegründet. Zunächst ein Forum für den losen Erfahrungsaustausch, kamen mit der Aufnahme neuer Mitgliedsstaaten und der Ausweitung der Zuständigkeiten der heutigen EU immer neue Aufgaben auf die Vertretung in Brüssel zu. In den 1980er Jahren half die PGEU beispielsweise, die Ausbildung und Qualifizierung pharmazeutischen Personals europaweit anzugleichen.
Mit den EU-Verfahren zum Fremd- und Mehrbesitzverbot sowie zu Niederlassungsbeschränkungen für Apotheken gewann die Interessenvertretung in Brüssel endgültig eine neue Bedeutung. Seit Ende der 1990er Jahre hatten sich immer wieder Apotheker beispielsweise aus Spanien oder Italien über die strengen Zulassungsregeln beschwert. 2004 monierte Celesio die Zugangsbeschränkungen in Italien; die Brüsseler Behörde leitete schließlich Vertragsverletzungsverfahren ein, die erst 2011 formal eingestellt wurden.
Heute gehören rund 400.000 Pharmazeuten aus 30 Ländern über ihre nationalen Standesorganisationen der PGEU an – Mitglied werden können ausschließlich Apothekerorganisationen. Ein halbes Dutzend Mitarbeiter vertreten die europäischen Pharmazeuten. Mehrfach im Jahr finden Treffen der Generalversammlung, der Arbeitsgruppen oder des Vorstands statt. Dessen Vorsitz wechselt jährlich. Nächster Präsident wird der Niederländer Jan Smits.