Apotheker sind oft die letzten Gesundheitsexperten, die Patienten sehen, bevor sie ein Medikament einnehmen. Sie spielen daher eine besondere Rolle bei der Pharmakovigilanz und der Minimierung von Arzneimittelrisiken. Der europäische Apothekerverband PGEU fordert in einem jetzt veröffentlichten Bericht, dass die Rolle der Vor-Ort-Apotheke bei der Arzneimittelsicherheit gestärkt wird. Auch die Indikation sollen die Pharmazeuten künftig kennen.
Der Bericht des PGEU analysiert die Rolle europäischer Apotheker bei Pharmakovigilanz und Risikominimierung und zeigt erfolgreiche Vorgehensweisen. Basierend darauf stellt der Verband Forderungen an Politiker und andere Entscheidungsträger. Es habe sich gezeigt, dass diese Patientenservices den sicheren, effektiven und rationalen Einsatz von Medikamenten erhöhten und Risiken bei der Einnahme minimierten, so der Verband. Darum sollten sie ausgebaut und unterstützt werden.
Beim Thema elektronische Patientenakte haben die Apothekenvertreter eine klare Position: Wann immer es möglich ist, sollten Apotheker Zugriff auf eine geteilte Patientenakte haben. So könnten Medikationsfehler, Neben- und Wechselwirkungen vermieden werden.
Auf dem Rezept solle für den Pharmazeuten die Indikation erkennbar sein, damit die effektivste Therapie gegeben werden könne. Auch die Berichterstattung über unerwünschte Nebenwirkungen würde dadurch erleichtert, erläutert der PGEU. In Deutschland ist die Nennung der Indikation bisher nicht verpflichtend – wohl auch, weil die Kenntnis nicht ohne haftungsrechtliche Risiken ist, Stichwort Patentschutz oder Erstattungsfähigkeit. Der PGEU begrüßt es, dass Leitlinien zur Pharmakovigilanz, Risikominimierung und Arzneimittelsicherheit in Betriebsabläufe, Fortbildungen und die pharmazeutische Ausbildung aufgenommen werden. Dies sollte weiter gefördert werden. Die Apotheker- und Medizinerverbände fordert der PGEU auf, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen.
Der EU-Apothekerverband wurde am 29. Mai 1959 in Frankfurt gegründet. Zunächst ein Forum für den losen Erfahrungsaustausch, kamen mit der Aufnahme neuer Mitgliedsstaaten und der Ausweitung der Zuständigkeiten der heutigen EU immer neue Aufgaben auf die Vertretung in Brüssel zu. In den 1980er Jahren half die PGEU beispielsweise, die Ausbildung und Qualifizierung pharmazeutischen Personals europaweit anzugleichen.
Mit den EU-Verfahren zum Fremd- und Mehrbesitzverbot sowie zu Niederlassungsbeschränkungen für Apotheken gewann die Interessenvertretung in Brüssel endgültig eine neue Bedeutung. Seit Ende der 1990er Jahre hatten sich immer wieder Apotheker beispielsweise aus Spanien oder Italien über die strengen Zulassungsregeln beschwert.2004 monierte Celesio die Zugangsbeschränkungen in Italien; die Brüsseler Behörde leitete schließlich Vertragsverletzungsverfahren ein, die erst 2011 formal eingestellt wurden.
Heute gehören rund 400.000 Pharmazeuten aus 30 Ländern über ihre nationalen Standesorganisationen der PGEU an – Mitglied werden können ausschließlich Apothekerorganisationen. Ein halbes Dutzend Mitarbeiter vertreten die europäischen Pharmazeuten. Mehrfach im Jahr finden Treffen der Generalversammlung, der Arbeitsgruppen oder des Vorstands statt. Dessen Vorsitz wechselt jährlich. Seit 2017 hat Rajesh Patel den Posten inne. Er sitzt im Vorstand der britischen Apothekerorganisation NPA und vertritt diese in der PGEU.
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