MdB besucht Vor-Ort-Apotheke

„Es herrscht viel Unwissenheit“

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Berlin -

Im Zuge der Veröffentlichung des Entwurfs zum Apothekenreformgesetz (ApoRG) lud Apothekeninhaber Dr. Rudi Alisch den Lübecker Bundestagsabgeordneten Tim Klüssendorf (SPD) in seine Grüne Apotheke ein. Resümee des Apothekers: „Es muss wirklich viel Aufklärungsarbeit geleistet werden bei den Bundestagsabgeordneten. Vieles verstehen sie überhaupt nicht.“

„Ich habe Herrn Klüssendorf per Mail angeschrieben und ihm erklärt, dass ich die Apothekenreform so, wie sie derzeit vorliegt, als Schlag ins Kontor empfinde“, berichtet Alisch. Darüber wollte der Inhaber mit dem SPD-Mann sprechen, der sagte auch zu und besuchte den Apotheker am Mittwoch.

Aufklärungsarbeit vor Ort

Alisch selbst bewertet das Gespräch mit Klüssendorf als konstruktiv. „Er war aufgeschlossen und hat aufmerksam zugehört. Viele Probleme des Apothekenalltags waren ihm allerdings gar nicht erst bekannt“, berichtet der Apothekeninhaber. Als Beispiel führt er das Thema Honorierung und Hochpreiser an: „Dass Hochpreiser für uns ein Minusgeschäft darstellen, hat er so noch nicht gewusst“, erklärt Alisch.

Auch die Problematik rund um die geplanten Apotheken ohne Apotheker und Zweigapotheken waren dem SPD-Mann nicht geläufig. „Grundsätzlich werden hier PTA gegen Approbierte ausgespielt“, findet der Apotheker. Klüssendorf war der Ansicht, dass die Versorgungslage durch erfahrene PTA verbessert werden könne. Dass diese Neuregelung aber Tür und Tor für Ketten öffnen könnte, die teure Approbierte in den Filialen durch „günstigere“ PTA ersetzen, war dem Lübecker Bundestagsabgeordneten ebenfalls nicht klar.

„Ich bewerte das Gespräch durchaus positiv, aber: Es herrscht viel Unwissenheit“, fasst Alisch das Treffen mit Klüssendorf zusammen. Zwar habe der SPD-Mann noch keine Gelegenheit gehabt, das ApoRG zu studieren. Derzeit befindet er sich allerdings auf Apothekenreise, um sich über die aktuelle Lage der Apotheken informieren und das gewonnene Wissen an das Gesundheitsressort weiterzuleiten.

Frauenfeindliche Umsetzung

„Es muss wirklich viel Aufklärungsarbeit geleistet werden bei den Bundestagsabgeordneten. Vieles verstehen sie überhaupt nicht.“ Ein Beispiel aus dem gestrigen Gespräch ist der Versandhandel. „Da war ich schon sehr erstaunt“, gibt Alisch zu. „Was hinter den Versendern steht und was die treiben, das war ihm überhaupt nicht geläufig.“

In das Gespräch schaltete sich schließlich auch die Approbierte des Inhabers, Anne Schmieder, ein. Sie brachte an, dass vornehmlich Frauen in Apotheken arbeiten und die im ApoRG angestrebten Änderungen durchaus als frauenfeindlich zu werten seien. „Sie hat sich die Frage gestellt, wie sicher ihr Arbeitsplatz dann zukünftig überhaupt ist“, schildert der Apotheker.

„Schließungen, Honoraranpassungen, wohnortnahe Versorgung, all das steht ja auf dem Spiel.“ Frauen müssten Familie und Beruf in einem besonderen Maß miteinander vereinbaren, so der Apotheker. Die Reform könnte sogar zu einem verschärften Fachkräftemangel führen könnte, da Apotheken möglicherweise die kostengünstigere Variante wählen und somit PTA den Approbierten vorziehen.

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