Deutsche Krankenkassen haben erstmals nach den Regeln des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) Antibiotika ausgeschrieben. Dabei sollen Hersteller, die ihren Wirkstoff aus Europa beziehen, bevorzugt werden. Allerdings bewarben sich nicht für alle Wirkstoffe Hersteller, so die Techniker Krankenkasse (TK).
Dazu erklärt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika: „Wir fordern seit Jahren, dass Krankenkassen in Ausschreibungen auf diversifiziertere Lieferketten setzen sollen. Dass sie es endlich tun, ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Nicht alle Antibiotika hatten europäische Wirkstoffangebote im Vergabeverfahren. „Wie eine aktuelle Untersuchung zeigt, gibt es für einige Antibiotika ja überhaupt gar keine europäische Wirkstoffquelle mehr.“ Bretthauer betonte, es sei höchste Zeit, die verbleibenden Antibiotika-Hersteller zu stärken, um die Diversifizierung in der Produktion zu sichern.
Die Untersuchung zeigt, dass der langanhaltende Kostendruck europäische Anbieter geschwächt hat und eine starke Abhängigkeit von Asien bewirkt. Die Produktion generischer Wirkstoffe, insbesondere von Antibiotika, hat sich großteils nach Fernost verlagert. Dort produzieren Hersteller in großen Mengen zu günstigen Preisen. Mehr als ein Drittel der Hersteller der 15 wichtigsten Antibiotika befinden sich in China, gefolgt von Indien mit fast 30 Prozent und Europa mit etwa 25 Prozent. Für einige essentielle Antibiotika ist die Produktion in Europa stark zurückgegangen oder ganz eingestellt worden.
Beispielsweise wird Cefaclor in Deutschland rund 950.000 Mal pro Jahr verordnet; allerdings gibt es nur noch einen europäischen Hersteller für das Beta-Lactam-Antibiotikum.
Der Geschäftsführer von Pro Generika fordert, die Regelung auf Schmerzmittel, Blutdrucksenker und Diabetesmittel auszudehnen. „Denn auch die sind knapp. Und unser Problem sind nicht bloß Antibiotika.“
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