In seinem ersten Gutachten wird sich der neue Sachverständigenrat im Gesundheitswesen mit der Digitalisierung befassen. Das legte das neu besetzte Gremium bei seiner konstituierenden Sitzung fest. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zum 1. Februar 2019 neue Mitglieder für den Sachverständigenrat berufen. Der Sachverständigenrat ist das wichtigste Gremium wissenschaftlicher Politikberatung im Gesundheitswesen.
Der Rat werde die „Digitalisierung von Gesundheit“ konstruktiv und kritisch durchleuchten, hieß es. „Vor uns liegen große Herausforderungen in der Gesundheitspolitik. Der Sachverständigenrat hat – wie etwa bei der Weiterentwicklung der Notfallversorgung – immer wieder wichtige Impulse für Regierung und Parlament gegeben. Ich freue mich auch für die Zukunft auf Anstöße, die die Politik konkret aufgreifen kann. Die unterschiedlichen Perspektiven dieser renommierten Wissenschaftler sind dafür eine gute Grundlage. Mir ist wichtig, dass dabei auch Themen wie Digitalisierung, Big Data und Künstliche Intelligenz noch stärker in den Blick genommen werden“, sagte Spahn anlässlich der ersten Sitzung.
Der Rat soll im Hinblick auf die bedarfsgerechte Versorgung von Patienten Prioritäten für den Abbau von Versorgungsdefiziten und bestehenden Überversorgungen entwickeln. In der Vergangenheit hatte sich der Rat unter anderem für den Erhalt des Rx-Versandhandels und gegen ein Verbot ausgesprochen. Im interdisziplinären Gremium sitzen sieben Professoren aus den Bereichen Medizin, Wirtschaftswissenschaft und Pflegewissenschaft.
In dem Beratungsgremium sind in der neuen Zusammensetzung laut Bundesgesundheitsministerium sowohl erfahrene Experten als auch „neue Köpfe“ vertreten. So hat der Minister die Ökonomin Dr. Beate Jochimsen (Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin) und den Mediziner Prof. Dr. Christof von Kalle (Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg) neu berufen. Die Berliner Ökonomin Jochimsen hatte in der vorigen Wahlperiode in der Bundestagskommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ mitgewirkt, die über Glücksindikatoren als Alternative zum Bruttoinlandsprodukt beriet. Der Heidelberger Mediziner von Kalle hat in der Vergangenheit hohe Ausgaben für die Therapie von Tumorerkrankungen verteidigt.
In seiner konstituierenden Sitzung wählte der Rat erneut den Allgemeinmediziner Prof. Dr. Ferdinand Gerlach (Universität Frankfurt) zum Vorsitzenden und erstmalig den Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Wolfgang Greiner (Universität Bielefeld) zum stellvertretenden Vorsitzenden. Erneut im Gremium sind neben Gerlach und Greiner die Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Gabriele Meyer (Universität Halle), der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jonas Schreyögg (Universität Hamburg) und die Pharmakologin Prof. Dr. Petra Thürmann (Universität Witten-Herdecke).
Spahn würdigte die Leistungen der bisherigen Ratsmitglieder, des Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Eberhard Wille (Universität Mannheim) und der Medizinerin Prof. Dr. Marion Haubitz (Universität Hannover), die nicht mehr ins Beratungsgremium berufen werden: „Besonders möchte ich mich bei Herrn Professor Wille bedanken, der über 25 Jahre, davon lange Zeit als Vorsitzender, die Arbeit des Sachverständigenrats wesentlich angeregt und geprägt hat. Ich habe ihn ebenso wie Frau Prof. Haubitz gebeten, der Politik weiterhin mit ihrer Expertise und gutem Rat zur Seite zu stehen.“
Im letzten Gutachten, das seit dem Sommer 2018 im Rahmen mehrerer Konferenzen mit der Fachöffentlichkeit diskutiert wurde, hat der Rat sich besonders zur bedarfsgerechten Steuerung im Gesundheitswesen geäußert. Neben einem Konzept zur Neuorganisation der Notfallversorgung in Deutschland unterbreitetet das Gremium Vorschläge zur Weiterentwicklung der Kliniklandschaft, die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und Praxen sowie die koordinierte Versorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen und mit Rückenschmerzen.
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