Dass die geplante Apothekenreform nun doch nicht in der kommenden Woche im Bundeskabinett verabschiedet wird, ist laut dem Vorsitzenden des Hessischen Apothekerverbands (HAV), Holger Seyfarth, kein Zufall: „Es besteht parteiübergreifend große Übereinstimmung mit unserer Kritik an dem unausgegorenen Reformvorhaben, das die wohnortnahe Arzneimittelversorgung für die Bürger erheblich schwächt und die Patientensicherheit massiv gefährdet.“
„Dass das Reformvorhaben nun offenkundig erst einmal vom Kabinettstisch ist, ist der Erfolg unseres hessischen Weges, des Zusammenhaltes und Engagements unserer Mitglieder, des positiv-konstruktiven Miteinanders über Parteigrenzen hinweg und unserer klaren politischen, internen und externen Kommunikation“, so Seyfarth.
Ganz besonders dankt er den hessischen Apothekenteams für ihre Streikbereitschaft und ihr Engagement für die Resolution, den hessischen Parteien sowie den Landesverbänden und Apothekerkammern, die sich in den vergangenen Wochen der Kampagne des HAV angeschlossen haben. „Es war gut und wichtig, dass wir auch die Kolleginnen und Kollegen in den anderen Bundesländern von unserer klugen und überlegten Strategie überzeugen konnten“, so Seyfarth.
„Vorausschauend ist es nun wichtig, im Dialog mit den verantwortlichen Politikern und Ministerien auf Augenhöhe Vorschläge zu diskutieren, um am Ende eine Apothekenreform zu realisieren, die diesen Namen auch verdient. Das heißt, sie muss gleichermaßen sowohl die wohnortnahe Arzneimittelversorgung als auch die Patientensicherheit mit dem Apotheker samt seiner pharmazeutischen Kompetenz als letzte Kontrollinstanz direkt an den Menschen sicherstellen“.
Der HAV hatte kurz nach Bekanntwerden des Gesetzentwurfes vor wenigen Wochen zu einem zweitätigen Streik aufgerufen, an dem sich rund 90 Prozent der hessischen Apotheken beteiligt hatten. Zudem startete er vor wenigen Tagen auf der Plattform OpenPetition die Resolution: „Gegen das geplante Apothekenreformgesetz – keine ‚Apotheken ohne Apotheker‘!“, die bislang bundesweit rund 60.000 Patientinnen und Patienten unterschrieben haben.
Auf Einladung der CDU-Fraktionsvorsitzenden Ines Claus hatte Seyfarth in der vergangenen Woche den 52 Landtagsabgeordneten im Beisein von Ministerpräsiden Boris Rhein und Gesundheitsministerin Diana Stolz die desaströsen Auswirkungen des Reformvorhabens skizziert. Am gestrigen Donnerstag sprachen sich in einer Aktuellen Stunde im Hessischen Landtag alle Fraktionen für die Stärkung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung durch die öffentlichen Apotheken vor Ort aus und kündigten an, ihren Unmut über das Reformvorhaben nach Berlin zu tragen.
Der HAV will in den kommenden Wochen und Monaten seine politischen Gespräche fortsetzen und auch seine Resolution weiterführen, die online unterschrieben werden kann. „Wir streiten weiter für die sichere Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln durch die öffentliche Apotheke und beenden diesen Kampf erst dann, wenn dieses Ziel erreicht ist.“
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