Modellversuch

E-Rezept: Zweites Projekt für Zur Rose

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Zweiter Pilot: In Halle/Saale ist ein Test zum E-Rezept angelaufen, bei dem Zur Rose mitmischt.Screenshot
Berlin -

In Hamburg testet die Techniker Krankenkasse (TK) als Deutschlands größte Krankenkasse mit Hilfe der Technik von eHealth-Tec bereits seit Jahresbeginn das E-Rezept. Jetzt ist ein zweites Modellprojekt in Halle angelaufen, bei dem die Tochterfirma von Zur Rose ebenfalls die Technik stellt. Im Rahmen des Projekts „Haendel“ für betreutes Wohnen der Halleschen Wohnungsgenossenschaft Freiheit (HWF) wurde kürzlich ein E-Rezept an eine Apotheke übermittelt.

Weil das Smart-Home-Projekt von der Landesregierung von Sachsen-Anhalt unterstützt wird, verschaffte Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff kürzlich Bild vom aktuellen Stand. Dabei konnten er eine Televisite verfolgen, in deren Rahmen ein E-Rezept auf ein Handy verschickt wurde. Hiernach erfolgte die Auslesung des QR-Codes in der Niemeyer-Apotheke und die symbolische Aushändigung des Medikamentes an die Mitarbeiter der Wohnungsbaugenossenschaft. An die Patientin abgeben durfte Apothekerin Ursula Gütle das Arzneimittel aber nicht. Dafür fehlen noch die rechtlichen Voraussetzungen. Unter anderem dürfen Kassen E-Rezepte noch nicht abrechnen.

Auch als Modellvorhaben ist das Projekt nicht angemeldet. Laut Walter Oberhänsli, CEO von Zur Rose, ist der Pilot der TK der bislang erste in Deutschland. Seit Inkrafttreten des GSAV seien entsprechende Modelle aber erlaubt. „Ich würde das befürworten, wenn daraus ein Modellprojekt wird“, sagt Gütle. Die Übermittelung des E-Rezepts sei einfach und problemlos gewesen. Technische Aufrüstungen waren dazu in ihrer Apotheke nicht erforderlich gewesen. Der Barcode auf dem Handy konnte mit dem Securpharm-Scanner ausgelesen werden. Das Arzneimittel wurde auf dem Kassenbildschirm angezeigt.

„Das war ein Schnellschuss für den Ministerpräsidenten, um zu demonstrieren, was alles schon möglich ist“, berichtet Gütle. Als Testapotheke wurde sie ausgewählt, weil sie in unmittelbarer Nähe des Wohnprojekts ohnehin die meisten Bewohner mit Arzneimitteln versorgt. Auch Ministerpräsident Haselhoff sei vom E-Rezept beeindruckt gewesen.

Das E-Rezept von eHealth-Tec überlässt dem ausstellenden Arzt die Hoheit über die Medikation: In einem Demo-Video von eHealth-Tec kommt Patientin „Helga Rose“ zu Wort, die seit Jahren verschiedene Arzneimittel erhält. Weil sich Arzt und Apotheker beim Papierrezept aber nicht über die Gesamtmedikation der Patientin austauschten, werde Rose nicht „optimal behandelt“. Daraufhin schildert das Video den „aufwendigen“ Weg des Papierrezepts über Arzt, Apotheker, Rechenzentrum bis zur Abrechnung durch die Kassen. Jährlich entstehe dadurch ein „vermeidbarer“ Aufwand von zwei Milliarden Euro, der sich in Roses Kassenbeitrag niederschlage.

Dann präsentiert das Video die E-Rezept-Lösung von Zur Rose: Der Arzt stellt das E-Rezept digital aus, den Barcode schickt er der Patientin aufs Handy. Damit könne sie das Rezept in der Apotheke einlösen oder sie leite den Code „direkt an ihre Versandapotheke weiter“. Auf dem Bildschirm gezeichnet erscheint der Name „Zur Rose“. „Und die Medikamente kommen bequem per Post zu ihr nach Hause“, heißt es dann.

Mit diesem E-Rezept wisse der Apotheker aber nicht nur, was der Arzt verschrieben habe, er erhalte vom Arzt einen „vollständigen und auf Wechselwirkungen geprüften Medikationsplan“. Der Apotheker wisse, welche Medikamente die Frau sonst noch einnehme und bei ihm kaufe. Mit all diesem Wissen könne er nun all diese Medikamente effektiv auf Wechselwirkungen überprüfen, sich bei Bedenken direkt mit dem Arzt austauschen und bei Bedarf gemeinsam mit dem Arzt die Medikation besprechen. Der Arzt könne dann sofort ein neues Rezept ausstellen und den Medikationsplan anpassen. „Helga Rose freut sich, dass Arzt und Apotheker künftig noch besser zusammenarbeiteten und sich gemeinsam um ihre Gesundheit kümmern“, so das Image-Video zum Abschluss.

Das E-Rezept von Zur Rose ist nur ein Teil des Haendel-Projekts in Halle. Die HWF arbeitet seit 2015 am Modellprojekt „Wohnen mit Demenz“. In Halle sind speziell auf die Bedürfnisse von Demenzkranken ausgerichtete Wohnungen entstanden. Mit den Erfahrungen aus dem Modellprojekt wurden 2016 die Seniorenwohngemeinschaft im Karpfenweg 18 umgestaltet und 2018 mit der Wohngemeinschaft „Lebensfreude“ in ein speziell für Demenzkranke entwickeltes Projekt Telemedizin überführt. In unterschiedlichen Stadtteilen von Halle wurden Wohnungen mit digitalen Assistenzsystemen und telemedizinischen Services ausgestattet und das Modell wissenschaftlich evaluiert.

Sensoren und Assistenzsysteme erfassten kritische Situationen und meldeten diese je nach Erfordernis an Angehörige, Pflegedienste oder eine Hausnotrufzentrale. So konnte beispielsweise erfasst werden, ob Bewohner zu ungewöhnlichen Zeiten die Wohnung verlassen, gestürzt oder bewusstlos waren, den Herd oder den laufenden Wasserhahn vergessen hatten oder über einen längeren Zeitraum inaktiv waren. Darüber hinaus konnten Bewohnerinnen und Bewohner über den im Fußbodenbereich installierten Hilferufknopf aktiv nach Unterstützung verlangen. Im Projektzeitraum wurden zudem 80 Televisiten durchgeführt.

Über 90 Prozent aller Probanden fühlten sich – so ein Evaluierungsergebnis der Hochschule Anhalt – durch die Möglichkeit der ärztlichen Telekonsile von zu Haus aus sicherer. Insgesamt zeige das Modell auch auf, dass Telemedizin und Assistenzsysteme Infrastrukturdefizite ausgleichen können, das selbstbestimmte Wohnen im Alter unterstützen und durch die Möglichkeit eines längeren Wohnens in der angestammten Häuslichkeit auch Potential für volkswirtschaftliche Nutzungseffekte haben.

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