Rund 62 Prozent aller Apotheken in Deutschland haben sich für die WebApp des Deutschen Apothekerverbands (DAV) registriert. Auch den Start des Berliner Pilotprojekts feiert der DAV als Erfolg. In einer Mitteilung an alle angemeldeten Apotheken heißt es: „Die WebApp des DAV hat ihre erste Hürde im Praxiseinsatz mit Bravour gemeistert.“ Zugleich wettert der DAV noch gegen über 50 „Versuchsballons“ zum E-Rezept.
Anfang November sei in Berlin die sichere Übernahme eines E-Rezepts durch eine Patientin in einer Arztpraxis sowie dessen Transport und Abholung in einer Apotheke erfolgreich getestet worden. Mitarbeiter des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) seien beim Start dabei gewesen und hätten sich von der reibungslosen Funktionsweise überzeugen können: „Der Erfolg und der Dank gehört allen Projektbeteiligten beim Berliner Apothekerverein, beim DAV und dem gesamten Entwicklerteam.“
Stück für Stück würden nun mehr Patienten, mehr Ärzte und mehr Apotheken in den Testbestrieb einsteigen. In den kommenden Wochen sollen laut DAV in einer ersten Ausbaustufe des Modellprojekts dann bis zu 15 Arztpraxen und 40 Apotheken in Berlin eingebunden werden, die mit ihren jeweiligen Praxisverwaltungs- beziehungsweise Warenwirtschaftssystemen technisch in der Lage sein werden, E-Rezepte auszustellen oder zu verarbeiten. Basierend auf diesen Grundfunktionalitäten würden in weiteren Ausbaustufen sukzessive Funktionalitäten dazu kommen.
Parallel zum Berliner Modellprojekt sei zu beobachten, dass es bundesweit viele „Versuchsballons“ zum E-Rezept gebe. Nach Zählung des DAV sind mehr als 50 Projekte am Start, die sich alle mehr oder weniger mit dem künftigen E-Rezept und dessen Transport beschäftigen. Doch die DAV-WebApp unterscheide sich mit dem technologischen Ansatz einer webbasierten Applikation, die sich eng an die Spezifikationen der Gematik anlehne. Zum anderen unterscheide man sich durch den von Anfang an verfolgten Ansatz eines bundeseinheitlichen, kostenlosen, diskriminierungsfreien und wettbewerbsneutralen Angebots. „Wirtschaftsunternehmen – ob Start-Up oder Großkonzern – verfolgen dagegen stets eigene wirtschaftliche Interessen“, so der DAV.
Als Erfolg wertet der DAV, dass sich derzeit mehr als 12.000 Apotheken für sein E-Rezept-Tool eingeschrieben haben. „Das ist eine hervorragende Art der Unterstützung der Patienten-App des DAV. Trotzdem freuen wir uns über jede Apotheke, die auch jetzt noch dazu kommt“, so die Mitteilung. Eine Million Euro investiert die ABDA in die Entwicklung der WebApp für das E-Rezept. Im kommenden Jahr sollen die Mitgliedsorganisationen dafür 400.000 Euro zur Verfügung stellen.
Nicht alle sind vom Berliner Pilotprojekt so begeistert wie der DAV: Das Berliner E-Rezept läuft auf Gerda-Basis. Bei Noventi ist man daher nicht gut auf die Berliner Apotheker zu sprechen. Die Vorwürfe sind hart: BAV und DAV hätten das Berliner E-Rezept auf Grundlage von Noventi-Technologie aufgebaut, Noventi daraufhin aber von der Durchführung ausgeschlossen. „Das Berliner Projekt baut komplett auf Gerda auf“, heißt es vom Softwareanbieter. So werde in Berlin zwar zwecks Verwendung der DAV-WebApp ein anderer Barcode verwendet als im Ländle – der Rest sei aber im Wesentlichen identisch. Noventi hatte nach eigenen Angaben eine maßgebliche Rolle bei der Konzipierung des E-Rezepts in Baden-Württemberg gespielt, unter anderem stellt der IT-Konzern den E-Rezept-Speicher, auf dem die digitalen Verordnungen abgelegt werden.
Über die NGDA ist Noventi auch an der Entstehung des derzeitigen Berliner E-Rezept-Projekts beteiligt gewesen – jener Noventi-Rezeptspeicher kommt auch in Berlin zum Einsatz. Dafür habe man sogar Konfigurationen am System vorgenommen. Dennoch: Für Apotheken, die Warenwirtschaftssysteme von Awinta benutzen, sei nach wie vor nicht klar, ob sie das Berliner E-Rezept empfangen und verarbeiten können. Auch die VSA als Rechenzentrum sei vom Projekt ausgeschlossen, stattdessen setzen BAV und DAV auf die Rezeptabrechnungsstelle Berliner Apotheker (RBA), die wiederum die technische Infrastruktur des ARZ Haan nutzt.
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