Immer mehr Patientinnen und Patienten reiben sich verdutzt die Augen, wenn sie darüber lesen, wie sie in Zukunft ihre Hilfsmittel bekommen sollen. Die Probleme der Barmer Ersatzkasse (BEK) bei der Ausschreibung von Hilfsmittellieferungen werden nun auch von den regionalen Medien aufgegriffen. In den Bremer Nachrichten warnt Apotheker Stefan Bürger aus Achim: "Das ist die völlige Entmündigung der Patienten."
Das Blatt beschreibt die Probleme für Patienten, die sich beispielsweise aufsaugende Inkontinenzmaterialien ab dem 1. Februar nicht mehr in der Apotheke oder im Sanitätshaus besorgen dürfen, sondern über das Unternehmen Unicel beziehen müssen. Für Apotheker Bürger ein Unding: "Nicht jeder kranke Mensch kommt mit jeder Standardwindel zurecht." Die bisherige Praxis der persönlichen Beratung vor Ort werde ausgeblendet.
Dabei gibt es Alternativen, wie die Ausschreibungen einiger Betriebskrankenkassen in Niedersachsen verdeutlichten. Dort können Patienten gegen eine entsprechende Zuzahlung weiterhin die Windeln beziehen, die sie wollen. Dieses Wahlrecht hätten die Barmer-Versicherten nicht, so Bürger. Auf der Strecke bleibe die "bedarfsgerechte individuelle Versorgung der kranken Menschen". Er frage sich, "wie gerade ältere Menschen diesen Versandhandel managen sollen".
Die Barmer hält dagegen: Für Patienten sei jetzt alles viel einfacher, sie bekämen die benötigten Hilfsmittel bequem per Post ins Haus geliefert. Von fehlender Beratung könne keine Rede sein. Hierfür gebe es bei Unicel erfahrenes Personal.
Die zusehends emotional geführte Debatte zwischen Klinikvertretern, Kasse, Apothekern und den Pflegekräften macht deutlich, dass es durchaus Zweifel an der Funktionalität der Lieferverträge gibt. Zudem gehen die menschliche Nähe, das persönliche Gespräch dabei verloren. "Künftig kommt die Kiste mit Inkontinenzmitteln per Post", so Bürger: "Der Preis einer Windel reduziert sich auf diese Weise für die Krankenkassen auf die reinen Sachkosten."
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