Drei Cent mehr pro Packung, dafür Kinderarzneimittel für vier statt zwei Wochen. Auf diesen Nenner lassen sich die Regelungen aus dem Engpassgesetz (ALBVVG) für den Pharmagroßhandel bringen. Doch weil sich neue Probleme abzeichnen, verspricht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Unternehmen jetzt mehr Geld – wenn sie sich dafür richtig ins Zeug legen.
Geradezu unterwürfig kommt sein Schreiben an den Großhandelsverband Phagro daher. Eingangs dankt er den Großhändlern für die Beschaffung von Arzneimitteln während der Pandemie. „Diese Zusammenarbeit hat sich für die Sicherstellung der Versorgung sehr bewährt.“
Dann kommt er zur Sache. Zwar sei der Großhandel mit dem ALBVVG zu einer vierwöchigen Bevorratung von Arzneimitteln verpflichtet worden, bei denen sich ein Engpass abzeichne. Aber offenbar glaubt er selbst nicht daran, dass neue Lieferprobleme sich damit verhindern lassen.
„Nach derzeitiger Einschätzung könnte im kommenden Herbst/Winter für bestimmte essentielle Antibiotika und weitere relevante Arzneimittel für Kinder eine angespannte Versorgungssituation entstehen“, schreibt Lauterbach. In diesem Zusammenhang habe das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nun aus der Engpassliste eine „Dringlichkeitsliste Herbst-Winter 2023/2024“ mit Arzneimitteln für Kinder mit höchster Priorität erstellt. Die Großhandelsunternehmen bitte er daher, die Beschaffung und Lagerhaltung der aufgeführten Arzneimittel zu „intensivieren“ sowie – in Abstimmung mit den Herstellern – eine Einschätzung der verfügbaren Mengen abzugeben.
Und dann kommt es: Der Phagro möge bitte eine „Einschätzung der für die Bereitstellung dieser Arzneimittel notwendigen finanziellen Aufwendungen des Großhandels für die dringliche Beschaffung und Bevorratung bis zum Beginn der Infektionssaison Herbst/Winter“ liefern. „Sofern für die Realisierung dieser außerordentlich dringlichen Maßnahme dem Großhandel Aufwendungen über die im ALBVVG bereits geregelten Erhöhung der Großhandelsvergütung entstehen, wird das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) eine Gegenfinanzierung prüfen.“
Bis Ende August soll der Phagro die Informationen an Dr. Lars Nickel, Unterabteilungsleiter Arzneimittel, schicken. „Ich bedanke mich für Ihren Einsatz, einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung der Versorgung mit diesen essentiellen Arzneimitteln für Kinder zu leisten.“
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