EMEA unter Beschuss APOTHEKE ADHOC, 06.02.2008 10:32 Uhr
Die europäische Zulassungsbehörde EMEA mit Sitz in London gerät wegen der Zulassung der Schlankheitspille Acomplia (Rimonabant) zunehmend unter Druck. „Ich bin überzeugt, dass dieses Medikament vom Markt genommen wird. Die Frage ist nur, wann und wie viel Schaden es bis dahin in Europa angerichtet hat“, sagte ein amerikanischer Verbraucherschützer im ZDF-Magazin „Frontal 21“. Die US-Zulassungsbehörde FDA hatte dem Präparat die Zulassung verweigert, da Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken als Nebenwirkungen aufgetreten waren. In Europa war es 2006 auf den Markt gekommen.
Auf Warnungen der Amerikaner habe die EMEA jedoch nicht reagiert: Statt das umstrittene Medikament vom Markt zu nehmen, musste der Hersteller Sanofi-Aventis lediglich die Packungsbeilage ändern, so Frontal 21. Die Transparenz der europäischen Datenbank zu Nebenwirkungen sei absolut unzureichend, kritisierte ein deutscher Arzneimittelexperte. Die EMEA ist laut TV-Bericht mittlerweile für 90 Prozent der Arzneimittelzulassungen zuständig.
Die Behörde sei zu sehr abhängig von der Industrie, meinen Kritiker: Fast zwei Drittel des Jahresbudgets von 155 Millionen Euro würden von Herstellern bezahlt. Frontal 21 zitierte aus Dokumenten, wonach die Ausschussmitglieder und Sachverständigen der Behörde auch auf den Gehaltslisten großer Pharmakonzerne wie Pfizer, Sanofi, Merck, Novartis oder Glaxo stehen. Die EMEA sagte zu den Vorwürfen: „Diese praktische Erfahrung ist für die Kompetenz der Sachverständigen einerseits von Vorteil, kann aber auch Grund von Befangenheit sein.“