Saarland

Eine Apotheke für Naloxon

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Berlin -

Im Saarland darf das Drogenhilfezentrum (DHZ) ab sofort den Opioid-Antagonisten Naloxon an Drogenabhängige ausgeben. Dadurch soll die Zahl der Todesopfer durch Überdosierungen reduziert werden.

Eine entsprechende Vereinbarung zur Drogen-Notfall-Prophylaxe wurde am Mittwoch von Vertretern des saarländischen Gesundheitsministeriums, der Ärztekammer, der Kassenärztlichen Vereinigung und der Apothekerkammer unterzeichnet. Vor der Abgabe müssen Abhängige eine Schulung bei einem Krankenpfleger des DHZ absolvieren, der sie für Überdosierungen sensibilisiert und die Anwendung des Naloxon-Pens erklärt. Daraufhin werden sie an Ärzte weitergeleitet, die ihnen das Naloxon verordnen. Pro Jahr sollen so maximal 50 Personen ausgebildet und ausgestattet werden.

Geliefert wird das Naloxon von der Paracelsus-Apotheke in Saarbrücken. Von welchem Anbieter, das stehe noch nicht fest, „aber wahrscheinlich wird es der preisgünstigste sein“, so Inhaber Jörg Altmeyer. In Deutschland wird Naloxon von sechs Anbietern vertrieben: Mundipharma, Ratiopharm, Puren, B. Braun, Inresa und Hameln. Bei Hameln ist die Zehnerpackung mit 43,08 Euro am günstigsten. „Ich schätze, dass die Abgabe Anfang des neuen Jahres ins Laufen kommt“, so Altmeyer.

„Das Ziel ist, dass irgendwann jeder Abhängige ein Notfallset mit Naloxon bei sich hat“, so Eva Wache, die beim DHZ für die Koordination des Projekts zuständig ist. Der auf zwei Jahre ausgelegte Pilotversuch wird vom saarländischen Gesundheitsministerium finanziert und vom Münchner Institut für Therapieforschung wissenschaftlich begleitet.

Neben ähnlichen Projekten in Berlin und Frankfurt diente die im August verkündete Naloxon-Abgabe in Bayern als Vorbild für das Saarland. Im Freistaat will die CSU im Landtag die steigende Zahl von Drogentoten reduzieren. In einer Zwei-Säulen-Strategie soll dazu einerseits Naloxon abgegeben, andererseits die Substitutionstherapie mit Methadon verbessert werden. Vergangenes Jahr starben in Bayern 321 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen, im ersten Halbjahr 2017 waren 144.

Naloxon wirkt als kompetitiver Antagonist am Opioid-Rezeptor, weshalb der Wirkstoff bei akuten Opioid-Vergiftungen eingesetzt wird. Bei rechtzeitiger Anwendung können so Folgeschäden und Todesfälle durch Atemstillstand verhindert werden. Während die Bundesregierung die Freigabe von Naloxon ablehnt, ist das Antidot in den USA beispielsweise in einigen Apotheken rezeptfrei erhältlich.

Dort ist die Bedeutung von Naloxon in den letzten Jahren durch die um sich greifende Opioid-Krise erheblich gestiegen. So hat der Bundesstaat New Mexico im Frühjahr beschlossen, dass Polizisten Naloxon-Spritzen mit sich führen müssen, um akute Überdosierungen behandeln zu können. Auf kommunaler Ebene wird das vielerorts bereits seit dem vergangenen Jahr so praktiziert. Auch Projekte ähnlich denen in Bayern und dem Saarland gibt es in den USA: So können staatlich zertifizierte Suchtbehandlungsstellen in New Mexico Abhängigen seit dem Frühjahr ebenfalls Naloxon-Autoinjektoren aushändigen. Auch in einigen Apothekenketten wird das Antidot ohne Rezept abgegeben.

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