Kommentar

Ein echter Apotheken-Pakt

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Berlin -

Erbitterte Konkurrenz und wenig Unterstützung aus der Politik: Die Apotheken durchlaufen schwierige Zeiten. Doch sie haben auch starke Partner an ihrer Seite. Die Noweda und der Burda-Verlag haben mit ihrem „Zukunftspakt Apotheke“ ein Bündnis geschnürt, dessen Schlagkraft noch gar nicht richtig erkannt wurde. Bis jetzt. Ein Kommentar von Patrick Hollstein.

Für Günther Jauch muss es ein Albtraum sein: Seit Wochen wird er als Werbebotschafter für Shop Apotheke von den Apothekenteams nicht nur kritisiert, sondern auch regelrecht durch den Kakao gezogen: „Grüner Lauch“ sucht Hilfe in der Notdienstapotheke, persifliert ein aktueller Spot von Jan und Janet Olgemöller aus der Schwanenbusch-Apotheke in Essen den Einsatz des Moderators. Schneller kann man als Promi seinen Ruf im Grunde gar nicht ruinieren: Jauch, der eigentlich für Seriosität, Wissen und vor allem Integrität steht, ist eben doch käuflich. Dass er die Kampagne selbst nicht kommentiert, ist bezeichnend.

Doch nun ist Jauch auch noch mit Berichterstattung in den großen Medien konfrontiert. Die Super Illu vom Burda-Verlag hat sein unglückliches Werbeengagement auf die Titelseite gepackt: „Sein guter Name sollte helfen – aber es endete vor Gericht“, erklärt das Magazin den Ärger rund um den Bonus in Höhe von 10 Euro, den Shop Apotheke für das erste eingelöste E-Rezept ausgelobt und mit dem Gesicht des Moderators beworben hat.

Natürlich kommt die Geschichte nicht von ungefähr, denn Burda ist Gründungspartner des „Zukunfstpakts Apotheke“ mit Noweda und verfolgt mit MyLife und iA.de auch wirtschaftliche Interessen im Apothekenmarkt. Aber genau das verleiht der Kritik an Jauchs Rolle bei den dubiosen Aktivitäten des Versenders umso mehr Substanz: Wer sich für Konzerne einspannen lässt, die es mit den Vorschriften mitunter nicht so genau nehmen, der muss sich nicht wundern, wenn der Ärger am Ende auch an ihm selbst hängen bleibt. Als Gallionsfigur sollte man jedenfalls nicht nur auf schönes Wetter hoffen.

Der Zukunftspakt ist für die Apotheken also auch ein Medienpakt, der der Branche in der Vergangenheit oft schmerzlich gefehlt hat. Denn bislang schlug sich die veröffentlichte Meinung allzu schnell auf die Seite der vermeintlich innovativen Angreifer. Dank Burda/Noweda gibt es endlich eine Plattform, über die sich die Zusammenhänge nuanciert darstellen und einordnen lassen. Denn Fakt ist: Allzu oft genug genügt es schon, Öffentlichkeit für ein bestimmtes Thema zu schaffen, um die falschen Heilsversprechen der PR-Profis in den Konzernen zu enttarnen. Die Liberalisierungsdebatte hatte sich vor Jahren bekanntlich auch deswegen gedreht, weil DocMorris nach viel Aufklärungsarbeit das Image des Robin Hood irgendwann nicht mehr abgenommen wurde.

Der Standesvertretung fehlt seit Jahren ein solcher Zugang zu den Medien. Das Engagement in Super Illu, aber auch zuvor schon in anderen Medien und auf Lieferwagen und Plakaten kann daher gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Am Ende ist die Rechnung ebenso schlicht wie bestechend: Wenn es den Apotheken gut geht, geht es auch ihren Lieferanten gut. Davon könnten sich andere eine Scheibe abschneiden.

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