Informationen über Warenlieferungen

HealthTrack-X: Datenraum gegen Lieferengpässe

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Berlin -

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland kommt nur schleppend voran. Zahlreiche Herausforderungen wie fehlendes Vertrauen, Datenschutzprobleme und mangelnde Interoperabilität erschweren die praktische Umsetzung. Das neue Projekt HealthTrack-X will hier ansetzen und durch die Digitalisierung der Produktions- und Lieferketten langfristige Lösungen entwickeln.

Innerhalb des beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) angesiedelten Projektes soll ein digitales Ökosystem geschaffen werden, das den sicheren und standardisierten Austausch von Daten entlang der gesamten Lieferkette ermöglicht. Ziel sei es, den Datenaustausch zwischen allen Akteuren der Gesundheitswirtschaft zu fördern. „In der Luftfahrtbranche ist es gelungen, die vielen im Hintergrund ablaufenden Prozesse mit komplexen Sicherheitsanforderungen erfolgreich zwischen den verschiedenen Akteuren abzustimmen“, erklärt Maro Bader, Excellence Lead Digital Transformation bei Roche. „Das ist die Vision.“ Neben der verbesserten Planbarkeit von Lieferketten solle durch die Digitalisierung, beispielsweise durch elektronische Lieferscheine, auch eine Kostenreduzierung erreicht werden, erklärt Bader.

Der Fokus des Projekts liege dabei auf der Schaffung eines gemeinsamen Rahmens für den dezentralen Datenaustausch. „Wir alle werden das Datengerüst gemeinsam betreiben, mit gewissen Regeln – wie einem Straßennetz, das einen TÜV und Führerschein braucht – und darauf können anschließend die Anwendungen laufen“, so Bader. Es gehe dabei nicht darum, Daten zu speichern, sondern das Fundament für den Datenraum zu schaffen, auf dem konkrete Anwendungsfälle umgesetzt werden könnten. Ein Beispiel hierfür sei ein Frühwarnsystem, das drohende Lieferengpässe frühzeitig erkennen könnte.

Erste mögliche Anwendungsfälle

Aktuell sind drei Use Cases geplant. Die ersten Anwendungsfälle sollen Geschäftsprozesse durch digitale Begleitdokumentationen vereinfachen, Standards für die CO₂-Bilanzierung schaffen und ein System entwickeln, das frühzeitig Lieferengpässe erkennt. „Ein Ziel ist es, Lieferengpässe zu reduzieren. Mit den Informationen im Datenraum könnten Engpässe früher erkannt und den Herstellern mehr Zeit zur Verfügung gestellt werden“, so Bader.

Das soll gelingen, indem Marktakteuren – von Herstellern über Großhändlern bis hin zu Apotheken und Ärzten – im Datenraum ein kontinuierlicher und standardisierter Austausch von Informationen über Warenlieferungen ermöglicht wird. Dadurch ließen sich idealerweise Lieferengpässe frühzeitig erkennen und nachhaltig vermeiden.

Mithilfe gefragt – auch von Apotheken

„Wir haben nicht vor, bestehende gute Lösungen zu ersetzen, vielmehr wollen wir mit den Akteuren zusammenarbeiten und da, wo es sinnvoll ist, neue Lösungen gemeinsam entwickeln“, erklärt Bader. Dazu sei es wichtig, von der Branche zu erfahren, wo Ansatzpunkte liegen könnten. HealthTrack-X stehe hierzu auch mit Apothekensoftwarehäusern und der Abda im Gespräch, um die Bedürfnisse der Apotheken zu integrieren und der Branche einen Mehrwert zu bieten.

Dabei will Bader auch konkrete Probleme ansprechen wie die Vielzahl an unterschiedlichen Logins für verschiedene Anwendungen: „Warum nicht ein einheitliches System mit einem zentralen Login?“ Gleichzeitig verweist er auf „erhebliche“ Einsparpotenziale etwa durch die Digitalisierung von Rechnungen oder Lieferscheinen. „Die Benefits für alle Beteiligten sind größer als der Aufwand.“ Bader appelliert an die Apothekerschaft, sich aktiv einzubringen und Ideen zu teilen, die ihrer Sicht nach sinnvoll und vorteilhaft wären.

Das Projekt wird im Rahmen der Förderinitiative Manufacturing-X realisiert und orientiert sich am Projekt Gaia-X. Zu den acht Konsortialpartnern gehören Roche, Siemens Healthineers, Rote Liste, BDI, Adesso, Fraunhofer ISST, Gesundheitsforen sowie W2Healthcare.

Unterstützt wird HealthTrack-X durch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK). „Die Unternehmen nehmen das Thema selbst in die Hand, um bei den Themen voranzukommen. Wir müssen nicht darauf warten, dass die Politik Gesetze erlässt“, erklärt Christian Wilke, Geschäftsführer von W2Healthcare. Die Förderung für HealthTrack-X laufe noch bis Ende 2026. Anschließend solle das Konzept so tragfähig sein, dass es eigenständig fortgeführt werden könne.

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