Ehemaliger Ratiopharm-Chef führt Gematik APOTHEKE ADHOC, 17.06.2019 10:51 Uhr
Nach der Übernahme der Mehrheit bei der Gematik wechselt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jetzt die Führung aus: Der ehemalige Ratiopharm-Chef Dr. Markus Leyck Dieken wird zum Chef Digital Officer für die Vernetzung des deutschen Gesundheitswesens ernannt. Das bestätigte das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Zum 1. Juli soll Leyck Dieken seinen Job antreten und neuen Schwung in die Gematik bringen.
Leyck Dieken ist von Hause aus Internist und Notfallmediziner und hat als Top-Manager langjährige Erfahrung mit der Umstrukturierung von Unternehmen. Er kenne die Strukturen des Gesundheitswesens und die Chancen der Digitalisierung für die Versorgung, heißt es aus dem BMG. Laut Ministerium hat es einen längeren Auswahlprozess gegeben. Spahn habe bewusst keinen Kandidat aus dem Umfeld der Gematik vorgeschlagen, weil sich so eher neue Ansätze in Unternehmens- und Führungskultur ergäben. Das BMG hat heute die Gesellschafter informiert. Die Personalie steht zur Entscheidung auf der Gesellschafterversammlung der Gematik am Freitag.
Seit 2015 leitet Rechtsanwalt Alexander Beyer die Gematik als Geschäftsführer. Zuvor verantwortete er dort zehn Jahre lang den Bereich Recht. Beyer gilt als eher zurückhaltender und vorsichtiger Jurist. Für Spahn ist die Gematik der zentrale Baustein für den raschen Ausbau der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Bereits im nächsten Jahr sollen das E-Rezept und die elektronische Patientenakte (ePA) an den Start gehen.
Bislang galt die Gematik eher als träge Gesellschaft, die gemeinsam von der Bundesärztekammer (BÄK), der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), dem Deutschen Apothekerverband (DAV), der Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), dem GKV-Spitzenverband, der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) geführt wurde. Kürzlich übernahm das BMG per Gesetz die Mehrheit der Gematik-Anteile. Der GKV-Spitzenverband mit 24,5 Prozent der Anteile finanziert die Arbeit der Gematik zu 100 Prozent mit 40 Millionen Euro Jahresetat. Die Gematik beschäftigt 270 Mitarbeiter.
Nach fünf Jahren als Klinikarzt wechselte der heute 54-jährige Leyck Dieken 1998 in die Pharmaindustrie. 2017 gab Leyck Dieken die Verantwortung als Deutschlandchef von Teva ab und wechselte zum Mutterkonzern. Dort übernahm er die globale Leitung des Bereichs ZNS – die zukunftsträchtigste Sparte des strauchelnden globalen Marktführers.
Leyck Dieken war Ende 2012 zu Teva gekommen, der Mediziner kam von der Biotechfirma InterMune und hatte zuvor das Europageschäft von Novartis Vaccines sowie das Deutschlandgeschäft von Novo Nordisk geleitet. Zunächst betreute er in Berlin den Bereich der Originalprodukte, im August 2013 übernahm er in Ulm die Verantwortung für das komplette Geschäft in Deutschland und Österreich. Als stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Pro Generika machte sich Leyck Dieken in der gesundheitspolitischen Szene einen Namen.
Seit 2018 baute Leyck Dieken in Berlin das Deutschlandgeschäft des japanischen Herstellers Shionogi auf. Mit dem Thema Digitalisierung ist Leyck Dieken ebenfalls vertraut: Als Ratiopharm-Chef leitete er das Zukunftsprogramm Teva 2021 für Digitale Patientenversorgung. Leyck Diekens Gehalt als Gematik-Chef wird auf rund 330.000 Euro geschätzt.