Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant eine Apothekenhonorar- und Apothekenstrukturreform. Das Eckpunktepapier liegt vor und Angestellte müssen schon lange und genau hinschauen, um positive Aspekte zu finden, weiß Adexa Bundesvorstand Andreas May.
Honoraranreize für Apothekenstandorte in ländlichen Regionen schaffen und eine gerechtere Verteilung – das ist ein Teil des Eckpunktepapiers. Ebenso wie eine Erhöhung der Vergütung von Nacht- und Notdiensten und die Absenkung des erhöhten Apothekenabschlags sowie eine stufenweise Anpassung des prozentualen Anteils der Apothekenvergütung von 3 Prozent auf 2 Prozent.
„Legt man die Erhöhung der Notdiensthonorare auf die Apotheken um, so kann man damit einen Monat lang eine PhiP, eine PTA-Praktikantin plus eine PKA-Azubi im 3. Ausbildungsjahr finanzieren“, so May. Für das Monatsgehalt von PKA – bezogen auf Arbeitgeber-Brutto – reicht es dagegen nicht. Und erst recht nicht, um dem ganzen Team eine Inflationsausgleichprämie zu zahlen. „Die ausgelobten 50 Millionen Euro machen nämlich gerade einmal etwa 2.780 Euro pro Apotheke pro Jahr aus“, stellt May klar.
Außerdem will der Minister die Digitalisierung vorantreiben und die Telepharmazie ausbauen. So sollen erfahrene PTA, wenn eine telepharmazeutische Beratungsmöglichkeit mit einer Apothekerin oder einem Apotheker des Filialverbunds möglich ist, Apotheken und Filialen auch vorübergehend öffnen und die Arzneimittelabgabe übernehmen dürfen.
Das hatte Thomas Benkert, der Präsident der Bundesapothekerkammer, kritisiert. „Das Risiko für Fehleinschätzungen, ob und wann in bestimmten Beratungssituationen die apothekerliche Kompetenz in Anspruch genommen werden muss, läge allein im Ermessen der PTA und würde damit steigen.“
Und auch May sieht das Vorhaben kritisch. Zum einen würden die neuen Aufgaben in der Versorgung und die Telepharmazie zeitnah keine relevanten Mehrumsätze und Gewinne generieren und Geld in Kasse für höhere Löhne und Gehälter spülen. Zum anderen sind PTA „nicht für die Leitung einer Apotheke ausgebildet und überdies selbst ein Mangelberuf.“ Und auch die noch ungeregelte Haftungsfrage wirft der PTA in den Raum.
„Entbürokratisierung klingt natürlich gut und ist auch sehr wünschenswert.“ Flexible Öffnungszeiten, die aus der Notlage wegen fehlender Teammitglieder resultieren, sind aber nur Symptombekämpfung und keine Stärkung der Vor-Ort-Apotheke und der Arzneimittelversorgung, mahnt May. „Eine gemeinsame Filialleitung durch zwei Approbierte könnte tatsächlich für einige Approbierte und Filialverbünde günstig sein. Aber mehr Geld kommt dadurch auch nicht ins System!“
„So werden die Apothekenteams – mit kleinen Vertröstungen – weiter heruntergewirtschaftet, bis auch die letzten engagierten PTA, PKA und angestellten Apothekerinnen und Apotheker in andere Arbeitsbereiche abgewandert sind.“
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