E-Rezept: Politikerin schockiert über Kassen Laura Schulz, 31.01.2024 16:03 Uhr
Anfang der Woche besuchte Nicole Anger, Landtagsabgeordnete in Sachsen-Anhalt von den Linken, die Magdeburger Victoria-Apotheke. Inhaber und stellvertretender Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt (LAV), Thomas Rößler, zeigte ihr, wie es mit E-Rezept läuft und welche Herausforderungen es dabei noch gibt.
Neben einer erheblichen Arbeitserleichterung bringe das E-Rezept nämlich auch viele Risiken und Fallstricke für die Apotheken mit sich, so der LAV. „Das E-Rezept verursacht manchmal einen unnötig erhöhten Beratungs- und Zeitaufwand“, erklärt Rößler der Gesundheitspolitikerin. Auch die noch fehlende Arztsignatur halte oft auf. „In einigen Fällen ist das Rezept noch nicht verfügbar, wenn der Patient vor mir steht. Darum müssen wir manche Patienten leider vorerst auf später vertrösten. Das verursacht unnötige Arbeit und Wege, weil die Patienten noch einmal losgehen müssen.“
Mangelnde Möglichkeiten, Fehler oder fehlende Angaben auf dem Rezept zu heilen, würden zudem neue Probleme bringen, deren Lösung bisher auch noch nicht geklärt wurden, bringt Rößler der Abgeordneten die Thematik näher. „Wenn sich Fehler einschleichen, können uns die Krankenkassen diese Rezepte retaxieren, das heißt, wir bekommen diese Rezepte nicht vergütet. So werden wir auch für von uns nicht verschuldeten Fehlern haftbar gemacht.“
„Unverantwortlich von den Kassen“
Diesen aktuellen Stand bei der Digitalisierungsmaßnahme hält Anger für untragbar: „Ich finde es unverantwortlich von den Krankenkassen, dass die Apotheken für Fehler einstehen müssen, die sie nicht verursacht haben. Da braucht es dringend mehr Feingefühl von den Krankenkassen. Ein neues System läuft ja selten fehlerfrei. Für eine gewisse Übergangszeit darf es darum keine Regressforderungen für eigentlich banale Fehler geben“, sagt sie und fordert mehr Rücksicht in der bundesweiten Startphase. Die Problematik wolle sie auch mit in den Gesundheitsausschuss des Landtages nehmen.
Auch über die weiterhin bestehenden Lieferengpässe haben sich die Linken-Politikerin und der Apotheker ausgetauscht. „Die akuten Lieferengpässe führen bei uns immer noch zu einem immensen Arbeitsmehraufwand, um unsere Patienten optimal zu versorgen“, beschreibt Rößler die Lage. Zudem wies der Verbandsvize darauf hin, dass Apotheken dringend ein höheres Honorar benötigten, um Inflationskosten aufzufangen.