E-Health

Telematik: ABDA soll schneller reagieren Alexander Müller, 15.06.2015 14:01 Uhr

Berlin - 

Im Entwurf zum E-Health-Gesetz finden die Apotheker kaum Beachtung. Das hat viele Funktionäre auf Landesebene schockiert. Sie befürchten, dass die Apotheker beim Thema Digitalisierung den Anschluss verlieren. Zwar will die ABDA den Bereich Telematik im kommenden Jahr stärken, doch einigen Kammer- und Verbandschefs dauert das zu lange. Sie wollen sofort loslegen – und bei der ABDA-Mitgliederversammlung notfalls einen Nachtragshaushalt beschließen.

Aktuell wird der Bereich Telematik bei der ABDA von zwei Mitarbeitern aus der Abteilung Wirtschaft und Soziales betreut, von denen einer in Berlin und der andere in Eschborn sitzt. Abteilungsleiter Dr. Eckart Bauer ist Ökonom, für die IT-Fachfragen fehlt ihm die Expertise.

Daher will die ABDA laut ihrem Haushaltsentwurf 2016 eine eigene Abteilung Telematik mit drei Mitarbeitern aufbauen: Abteilungsleiter, Referent und Sekretariat. „Die ABDA muss sich intensiver als bisher mit der strategischen Ausrichtung zu Fragen der Telematik befassen“, heißt es zur Begründung. Die Abteilung soll zudem als Ansprechpartner für die ABDATA und Apothekensoftwarehäuser dienen.

Der ABDA-Gesamtvorstand hat Ende Mai über die Pläne diskutiert. In Sachen Telematik-Abteilung hatte Lutz Engelen, Kammerpräsident in Nordrhein, interveniert. Aus seiner Sicht sollten möglichst schnell mindestens zwei Fachkräfte eingestellt und auf das Thema gesetzt werden. Wenn das im aktuellen Budget nicht mehr drin sei, müsse man eben einen Nachtragshaushalt beschließen, so Engelen.

Unterstützt wurde er unter anderem von Schleswig-Holsteins Verbandschef Dr. Peter Froese und Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz. Es sei offensichtlich, dass das Thema E-Health bei der Regierung groß geschrieben werde, sagte Linz auf Nachfrage. Daher müsse die eigene Telematik-Infrastruktur personell aufgerüstet werden. „Wenn wir keine Fachleute in dem Bereich haben, wird es schwierig“, so die Kammerpräsidentin. „Wir haben den pharmazeutischen Sachverstand, aber keinen IT-Sachverstand.“

Deshalb hält sie es auch für richtig, gegebenenfalls schneller zu reagieren. Bei den Kollegen der Ärzteschaft seien schon heute etwa 15 Mitarbeiter mit dem Thema befasst. „Wir müssen aufpassen, dass uns die Ärzte hier nicht den Rang ablaufen“, mahnt Linz. Deshalb sei es richtig, in diesen Bereich zu investieren, selbst wenn dadurch die Mitgliedsbeiträge der Kammern und Verbände steigen.

Der Haushaltsentwurf der ABDA sieht für 2016 Personalkostensteigerungen von mehr als einer Million Euro auf dann 8,6 Millionen Euro vor. Das entspricht einem Plus von fast 14 Prozent gegenüber dem Budget für das laufende Jahr. Neben einer befristeten Stelle für das Modellprojekt Prima und einer Assistenzkraft für die Pressestelle schlägt vor allem der Aufbau der Telematik-Abteilung ins Kontor.

Engelen hat in Nordrhein schon seine eigenen Erfahrungen gemacht. Viele Pilotprojekte in den Bereichen E-Health und Telematik liefen bereits an – ohne die Apotheker. „Wir hinken hinterher. Es ist wichtig, dass wir jetzt massiv Gas geben“, so Engelen.

Nordrheins Kammerpräsident will sich am kommenden Mittwoch von seiner Kammerversammlung grünes Licht für einen Antrag zur ABDA-Mitgliederversammlung holen. Die Vertreter der Kammern und Verbände treffen sich am 1. Juli in Berlin. Dann soll über einen vorzeitigen Aufbau der Abteilung abgestimmt werden.

Bei der ABDA-Mitgliederversammlung stehen dann auch der Haushalt 2016 sowie die Umzugspläne der ABDA auf der Tagesordnung. Nach den Plänen soll das Mendelssohn-Palais schon vorzeitig verlassen werden. Bis zur Fertigstellung des geplanten Neubaus sollen die Berliner Mitarbeiter der ABDA zur Miete in gemietete Büroräume ziehen.