Medikationsplan: Gröhe kommt ABDA entgegen APOTHEKE ADHOC, 17.04.2015 10:53 Uhr
Mitte nächsten Jahres kommt der bundesweit einheitliche Medikationsplan. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will den Anspruch auf die Leistung ausweiten: „Wir müssen diskutieren, ob das schon ab drei regelmäßig verabreichten Medikamenten gilt“, sagte er der Hamburger Morgenpost. Bislang soll laut entsprechendem Entwurf zum E-Health-Gesetz jeder Patient ab einer Anzahl von fünf Medikamenten einen Medikationsplan erhalten.
Mehr als sieben Millionen Menschen nähmen mindestens drei Monate lang fünf verschiedene Medikamente gleichzeitig ein. Oft fehle dabei der Überblick, so Gröhe. 5 Prozent aller Krankenhausaufenthalte seien durch Fehler bei der Medikamenteneinnahme verursacht. Allein in Nordrhein-Westfalen seien im vergangenen Jahr 4300 Menschen an Wechselwirkungen gestorben. „In Deutschland sterben mehr Menschen durch unerwünschte Arzneimittelwirkungen als im Straßenverkehr. Das darf nicht so bleiben“, sagte Gröhe der Zeitung.
„Wir wollen, dass ein Arzt direkt sehen kann, welche Medikamente sein Patient gerade einnimmt.“ Mit dem Medikationsplan werde der notwendige Überblick geschaffen. Durch ein Modellprojekt im Siegerland in Südwestfalen etwa sei durch die bessere Abstimmung der Ärzte die Wirkstoffmenge um 17 Prozent reduziert worden. Binnen sechs Monaten seien die Kosten für Arzneimittel um 11 Prozent gesunken.
Dass schon die Einnahme von drei statt fünf Präparaten für die Teilnahme ausreichen soll, kommt Forderungen der ABDA und der Bundesärztekammer entgegen. Diese hatten die Festlegung auf fünf Medikamente als „inhaltlich nicht begründbar“ bezeichnet. Auch bei weniger Arzneimitteln könnten vermeidbare Risiken bestehen, hieß es.
Inhalt und Struktur des bundesweit einheitlichen Medikationsplans sowie ein Verfahren zur Fortschreibung sollen die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), der GKV-Spitzenverband und der Deutsche Apothekerverband (DAV) gemeinsam konkretisieren. Entsprechende Projekte laufen bereits.
Die ABDA forderte für das Erstellen eines Medikationsplans eine stärkere Einbindung sowie eine Honorierung. Der Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) hatte Gröhe sogar vorgeworfen, die pharmazeutische Kompetenz in der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu vernachlässigen – Apotheker bekämen die Rolle des Statisten zugewiesen.
Auf der diesjährigen Messe „Connecting Healthcare IT“ (conhIT) war der Medikationsplan und seine Umsetzung in der Praxis eines der Hauptthemen: Unternehmen stellten vor, wie der Medikationsplan eingelesen, bearbeitet und für den Patienten ausgedruckt werden kann. Die Medikationsdaten werden nicht zentral gespeichert, sondern in einem 2D-Code verschlüsselt. Dieser Code auf dem ausgedruckten Plan kann von jedem Scanner eingelesen werden.