Drogerien wollen Pick up-Monopol Alexander Müller, 20.03.2009 10:48 Uhr
Die Drogeriemärkte wollen Pick up-Stellen für sich allein. Der Verband Deutscher Drogisten (VDD) möchte gesetzlich festschreiben lassen, dass Abholstellen nur von Unternehmen betrieben werden dürfen, deren Mitarbeiter über die „erforderliche Sachkenntnis“ verfügen. Das geht aus der Stellungnahme des Verbandes zu einem Antrag der FDP hervor. Die Liberalen fordern im Bundestag ein Verbot von Pick up-Stellen.
Erwartungsgemäß hält der VDD nichts von einem solchen Verbot. „In einem freien Markt sollte der Verbraucher oder Patient selbst entscheiden können“, so die Drogisten. Zudem sei nicht bewiesen, dass Abholstellen die Qualität der Arzneimittel beeinträchtigten oder zu einem Mehrverbrauch führten. Eine Gleichstellung der Drogerien mit Kiosken und Tankstellen wie im FDP-Antrag sei unsachlich, findet der VDD; mit einer ausgeklügelten Begründung: „Tatsache ist, dass es keine Abholstellen in Kiosken und Tankstellen gibt.“
Drogerien hätten zudem schon seit Jahren freiverkäufliche Arzneimittel im Sortiment. Mit dem erforderlichen Sachkundenachweis sei der ordnungsgemäße Verkehr dieser Arzneimittel gewährleistet. Dass im AMG damit ausschließlich freiverkäufliche Arzneimittel wie Vitamintabletten und Hustentees gemeint sind, vergisst der VDD bei der anschließenden Folgerung: „Dies bedeutet, dass der Drogist im Gegensatz zum Kioskbetreiber und Tankwart über eine entsprechende Sachkenntnis zum Handel mit Arzneimitteln verfügt.“ Das klingt, als befähige ein Sachkundeachweis der Industrie- und Handelskammer sogar zur Beratung bei der Abgabe von apotheken- oder verschreibungspflichtigen Medikamenten.
Doch noch etwas verwundert an der Forderung des VDD nach einem obligatorischen Sachkundenachweis für das „Pick up-Personal“: Schließlich sehen die Betreibern sowie das Bundesverwaltungsgericht in den Abholstellen nur eine Spielart des Versandhandels. In diesem Fall würde der Sachkundenachweis am Pick up-Schalter überhaupt keine Rolle spielen. Die Stellungnahme, samt ausformuliertem Änderungsantrag für das AMG, weckt eher den Verdacht, dass die Drogeriemärkte gerade erst erobertes Terrain mit einem Schutzzaun abstecken wollen.
Warum der VDD überhaupt für Schlecker und dm in die Bresche springt, ist unklar. Die beiden Branchenriesen mit Pick up-Modell zählen nicht zu den etwa 500 Mitgliedern des Verbandes. Der VDD vertritt nach eigenen Angaben hauptsächlich inhabergeführte Drogeriemärkte. Zur Stellungnahme wollte sich der Verband gegenüber APOTHEKE ADHOC nicht äußern.