Besuch in Dortmund

SPD-Politiker: „Oberste Priorität“ für Apotheke vor Ort Sandra Piontek, 04.09.2024 11:58 Uhr

Jens Peick (SPD) mit Dr. Felix Tenbieg und Frank Dieckerhoff (von links). Foto: Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Berlin - 

Dortmund hat in den vergangenen Jahren jede vierte Apotheke verloren. Um für das Thema zu sensibilisieren, kamen die Apotheker Dr. Felix Tenbieg (Patroklus-Apotheke) und Frank Dieckerhoff (Funkturm-Apotheke) mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Jens Peick für ein gemeinsames Gespräch zusammen.

Im Rahmen des Besuches von Peick konnten Dieckerhoff und Tenbieg anhand von konkreten Zahlen belegen: „In den vergangenen 15 Jahren hat Dortmund ein Viertel seiner Apotheken verloren“, so Dieckerhoff. Das habe fast immer wirtschaftliche Gründe. „Der Betrieb lohnt sich schlichtweg nicht mehr, viele Apotheken schreiben mittlerweile rote Zahlen“, erklärt er.

Die fehlende Anpassung des Honorars sei ausschlaggebend: „Die gestiegenen Kosten auf allen Ebenen können wir nicht weitergeben. Das, was wir verdienen – nämlich ein festes Honorar pro Packung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels – steht im Gesetz“, so Tenbieg. „Die Kosten sind in den vergangenen Jahren um 60 Prozent gestiegen, aber das Honorar ist gleichgeblieben.“ Das könne auf Dauer nicht gutgehen, sind sich beide Apotheker einig. Dabei gehe es in einem Sofortpaket, das die Apothekerschaft fordert, nicht einmal um ein echtes Plus, sondern nur um eine Anpassung an die Inflation der vergangenen Jahre.

Die geplante Reform von Karl Lauterbach (SPD) stößt auch bei Dieckerhoff und Tenbieg auf Kritik. „Eine Apotheke ohne Apothekerinnen und Apotheker vor Ort kann und darf es nicht geben.“ Das würde eine massive Verschlechterung der Versorgung der Bevölkerung bedeuten, wenn Pharmazeuten nicht die Möglichkeit hätten, jederzeit in den Prozess der Arzneimittelabgabe einzugreifen, so Dieckerhoff. „Für Patienten würde es zum Glücksspiel, ob ein Apotheker anwesend wäre, oder nicht.“ Dies würde den Weg ebnen für Apothekenketten und sei der Abschied von der mittelständisch geführten Apotheke, sind sich beide sicher.

Peick zeigte Verständnis für die Sorgen der Apothekerschaft: „Die oberste Priorität hat für die SPD die flächendeckende, wohnortnahe Versorgung mit Apothekenleistungen, auch im ländlichen Raum“, stellt er klar. Und weiter: „Eine Überführung der Apothekenbranche in Kettenstrukturen oder Großkonzerne lehnt die SPD ab. Deswegen wollen wir das Fremdbesitzverbot erhalten und damit die Qualität der erbrachten Leistungen sichern.“

Wenig Spielraum sieht der Abgeordnete jedoch bei der Apothekenreform und den Honorarforderungen. „Wie viele Berufsgruppen werden auch die Apotheken in den kommenden Jahren mit dem Fachkräftemangel konfrontiert werden. Wir setzen uns daher als SPD-Bundestagsfraktion intensiv damit auseinander, wie wir ein voranschreitendes Apothekensterben verhindern können. Mit der Schuldenbremse werden uns die Investitionen, die dafür notwendig sind, kaum möglich sein. Diesen Hemmschuh müssen wir überwinden.“

Tenbieg und Dieckerhoff verdeutlichen noch einmal: „Solange die Verwaltungsausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung mit 4,2 Prozent an den Gesamtkosten mehr als doppelt so hoch sind, wie das, was die Apotheken für ihre Leistungen erhalten (1,9 Prozent), kann niemand sagen, dass kein Geld für Leistungserbringer vorhanden ist.“

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