Apothekenketten

Doppelspiel der Pharmagroßhändler

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Der europäische Pharmagroßhandelsverband GIRP bewegt sich in der Diskussion um die Liberalisierung des Apothekenmarktes auf vermintem Gelände: Denn beim Thema Apothekenketten stehen nicht nur die Interessen der integrierten Pharmahandelskonzerne gegen die der Apothekergenossenschaften und Privatgroßhändler. Eine allzu forsche Positionierung dürften auch die Großhandelskunden der Mitgliedsfirmen - immerhin rund 130.000 unabhängige Apotheken in ganz Europa - nicht gerne sehen.


Aus diesem Grund nimmt die europäische Vertretung der rund 600 Großhändler in 31 Ländern offiziell eine neutrale Haltung ein. Doch hinter den Kulissen bereitet sich eine kleine Gruppe an Mitgliedern bereits gemeinsam auf mögliche Marktveränderungen vor: Eine eigens eingerichtete „Arbeitsgruppe Einzelhandel“ könnte zum Nucleus einer speziellen Interessenvertretung für die Belange der vertikalisierten Handelskonzerne werden.


Das Komitee ist prominent besetzt: Mitglieder sind neben dem Vorsitzenden Marc van Gelder, Chef des niederländischen Großhändlers und Kettenbetreibers OPG, unter anderem Celesio-Vorstandsvize Stefan Meister, Phoenix-Kettenvorstand Øyvnd Winther, GIRP-Präsident René Jenny sowie Philippe Milliet, Chef der Pharmahandelssparte des schweizerischen Konzerns Galenica. Außerdem sind eine Handvoll weiterer Vertreter verschiedener Großhandelsfirmen und -verbände dabei. Die Aufnahme einer größeren Anzahl an Mitgliedern ist dem Vernehmen nach dagegen vorerst nicht vorgesehen.


Zwar fällt das Gremium keine Beschlüsse; doch wie bei anderen Arbeitsgruppen dürften die Diskussionen in den Verband strahlen. Denn neben dem Informationsaustausch zählt explizit auch die Lobbyarbeit zu den Aufgaben des Zirkels.


Bereits das erste Treffen des Gremiums Anfang Juni in Prag ließ erahnen, auf welcher Ebene sich die Großhändler bewegen: Zur Auftaktsitzung gaben sich mit Abteilungsleiter Jean Bergevin und dessen Fachreferent Jan-Willem Verheijden gleich zwei an den Apothekenverfahren maßgeblich beteiligte Vertreter der Generaldirektion Binnenmarkt der EU-Kommission die Ehre. Wenige Monate später waren Vertreter des Komitees als Redner beim Workshop der Kommission zu Gast.

 

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