Friedrich-Ebert-Stiftung

DocMorris und die Eh-da-Apotheker

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Berlin -

Mit einer Informationsveranstaltung zur medizinischen Versorgung auf dem Land hat die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) im Hochsauerland für erheblichen politischen Ärger gesorgt: Weil zur Podiumsdiskussion statt regionaler Pharmazeuten ausgerechnet DocMorris-Vorstand Max Müller eingeladen wurde, liefen Apothekerkammer und -verband Sturm. Gegenüber APOTHEKE ADHOC rechtfertigte jetzt die FES die Auswahl der Diskutanten.

„Wir haben die Kontroverse gewollt“, erklärkte Sohel Ahmed von der FES, der die Verantstaltung am Mittwochabend organisiert hat. Man habe die „Vielfalt“ der Positionen darstellen wollen. Mit Moderator und SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese sei abgesprochen, dass die Diskussion nach kurzen Statements der Gäste für alle Anwesenden geöffnet werde: „Dann können alle miteinander ins Gespräch kommen.“

Man sei davon ausgegangen, „dass Apotheker aus der Region anwesend sein werden und ihre Position einbringen werden“, so Ahmed. Auch andere Vertreter von betroffenen Heilberufen hätten gerne als Diskutanten teilgenommen und hätten nicht berücksichtigt werden können. Mit fünf Teilnehmern sei die Zahl der Diskutanten begrenzt.

Neben Müller nimmt Frederik Ley von der DB Regio Bus aus NRW teil. Die Bahn-Tochter hat den mobilen Ärztebus entwickelt, der bereits in Hessen herumfährt. Auch ein Apothekenbus war dort einmal im Gespräch. Ferner ist ein Vertreter des Klinikums Arnsberg eingeladen, dazu Hans-Heiner Decker von den Kassenärzten sowie Brilons Bürgermeister Christof Bartsch (SPD).

Wiese müsste als Moderator eigentlich die besonderen Empfindlichkeiten der Apotheker bei diesem Thema kennen: Der SPD-Politiker aus dem Hochsauerlandkreis arbeitet als parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi). Nicht auszuschließen ist daher, dass er bereits Einzelheiten aus dem Honorargutachten kennt.

Auf das Podium geladen sei mit DocMorris der Vertreter eines „ausländischen Kapitalunternehmens für Arzneimittelversand“, empörte sich Verbandschef Dr. Klaus Michels in seinem Brief an den SPD-Landeschef Michael Groschek. Die Apotheken erhielten „die örtliche Versorgung und Beratung in der Fläche und zu Nacht- und Notdienstzeiten seit Jahrzehnten zuverlässig“ aufrecht und täten alles dafür, „diesen Dienst an der Bevölkerung auch künftig zu garantieren anstatt nur die Rosinen aus dem Gesundheitsmarkt zu picken“.

Michels: „Uns Apotheker hat dieses Vorgehen der Stiftung Ihrer Partei empört.“ Deren Verhalten missachte den gesetzlichen Versorgungsauftrag der öffentlichen Apotheken und den großen persönlichen Einsatz der Beschäftigten in den Apotheken ebenso wie deren hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Es sei unangemessen, einen mittelständischen, orts- und bürgernahen Gesundheitsakteur wie die Apotheke in der Nachbarschaft vom politischen Podium in der Debatte über die Zukunft der Gesundheits- und Arzneimittelversorgung auf dem Land auszuschließen. Stattdessen hole sich die SPD-Stiftung ausgerechnet eine von Kapitalinteressen geleitete Konzernlobby aufs Podium, „die diese Versorgungsstrukturen zu zerstören droht und damit die Apotheke als ein Stück Heimat für viele“.

Dies gelte umso mehr, als gerade die NRW-SPD den Versorgungsauftrag der Apotheken nie in Frage gestellt, sondern ihn stets bekräftigt und politisch gestützt habe. Die von der SPD-geführte frühere Landesregierung habe sich „nach dem verhängnisvollen Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom Oktober 2016“ in einer Bundesratsinitiative für ein Rx-Versandhandelsverbot eingesetzt, „um dem marktradikalen Treiben solcher Firmen ein Ende zu setzen, denen Ihre Partei jetzt ein exklusives Podium bietet“. Auf einer politischen Veranstaltung der westfälisch-lippischen Apothekerschaft am 27. März 2017 in Münster habe der SPD-Vertreter erneut betont, dagegen müsse etwas unternommen werden.

Die westfälisch-lippische Apothekerschaft habe bei all ihren Veranstaltungen vor Wahlen oder beim Wahlcheck zur Bundestagswahl selbstverständlich stets SPD-Politiker eingeladen. Michels: „Wir wären niemals auf die Idee gekommen, die SPD als politischen Partner auszuschließen. Wir empfinden es als besonders bitter, dass dies nun umgekehrt uns gegenüber in einer für die Apotheken, ihre Beschäftigten und die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zentralen Frage geschieht.“ Angesichts von Akzeptanz und Bedeutung der öffentlichen Apotheken in der Bevölkerung fehle dem Verband „für dieses Vorgehen aus Ihrer Partei jedes Verständnis“.

Die Kammer hatte letzte Woche bereits in einem Rund-Fax ihre Mitglieder aufgerufen, „zahlreich“ an der FES-Veranstaltung teilzunehmen. Der Ärger der Kammer, keinen Vertreter auf dem Podium stellen zu können, las sich unmissverständlich aus dem Rundfax heraus: „Als Gesprächspartner für den Themenkreis Arzneimittel wird nicht ein Apotheker auf dem Podium vertreten sein, sondern Max Müller, Chefstratege von DocMorris“, heißt es dort und weiter: „Wir möchten das nicht weiter kommentieren...“

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